Das Jordanvirus (Tomato Brown Rugose Fruit Virus, ToBRFV) wurde 2021 erstmals in der Schweiz nachgewiesen. Um das Virus mit harten Maßnahmen zu bekämpfen, wird Agroscope eigenen Angaben zufolge eine Schlüsselrolle zukommen. Im Quarantänelabor wird eine im November 2021 bei Agroscope geschaffene Forschungsgruppe die eingereichten Pflanzenproben mittels PCR-Test diagnostizieren. Das Team soll weiter aufgestockt werden.
2022 hat Agroscope bisher drei Importe untersucht, davon waren zwei positiv. Erst kürzlich musste am Flughafen Zürich eine Lieferung mit 6.000 Jungpflanzen komplett vernichtet werden, weil das Jordanvirus nachgewiesen worden war.
'Es ist ein Kampf gegen die Zeit', meint Denise Altenbach, Leiterin der Forschungsgruppe Molekulare Diagnostik für geregelte Pflanzenschadorganismen. 'Ähnlich wie bei Grippe und Covid-19 ist es allein anhand der Symptome nicht immer einfach, einen Befall mit dem Jordanvirus von anderen Viren zu unterscheiden. Erst unsere molekularen Tests klären, ob es sich um das Jordanvirus handelt oder nicht. Wir müssen die Resultate der molekularen Tests spätestens 48 Stunden nach Erhalt der Pflanzenproben an den Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes (EPSD) am Flughafen schicken. Fehler können wir uns nicht erlauben. Es muss verhindert werden, dass infizierte Jungpflanzen in Produktionsbetrieben und in den Hausgärten landen.'
Der EPSD, und mit ihm der Agroscope Pflanzenschutzdienst, arbeiten bei der Bekämpfung des Jordanvirus eng mit den Kantonalen Pflanzenschutzdiensten (KPSD) zusammen. Um die Verbreitung des ansteckenden Virus zu verhindern, müsse das Virus frühzeitig erkannt werden. In diesem Jahr seien bis zu 1.000 Stichprobenkontrollen bspw. in Tomaten- und Paprikaproduktionsbetrieben sowie in Gärtnereien oder Gartenzentren geplant. Dazu kommen die nicht planbaren Einsätze wie bei oben beschriebenem Import.
Auch das Drainagewasser aus Gewächshäusern wird auf das Jordanvirus untersucht. Falle eine Stichprobe positiv aus, bspw. in einem Produktionsbetrieb, könne die Fruchternte unter strengen Hygienemaßnahmen weitergeführt werden. Dies, weil Experten das Risiko einer Verbreitung durch Früchte als gering einschätzen und der Schaden für die Produzenten unverhältnismässig groß wäre. Nach Saisonende müssen alle Pflanzen verbrannt und alle betroffenen Gewächshäuser inklusive Bewässerungskreislauf dekontaminiert werden.
Ein weiteres Puzzleteil in der Bekämpfung des Jordanvirus sei der internationale Austausch, an dem sich Agroscope beteilige.