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Agri-Photovoltaik - die kombinierte Produktion von erneuerbarer Energie und landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf derselben Fläche stellt somit eine vergleichsweise neue Form der Landnutzung dar. Oliver Hörnle, der sich beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) mit Agri-Photovoltaik beschäftigt, schätzt das Potential der Anlagen als „sehr hoch“ ein.

„Theoretisch könnte man in Deutschland bilanziell den Strombedarf des Landes decken, wenn man auf 4 % der landwirtschaftlichen Fläche hoch aufgeständerte Agri-PV-Anlagen installieren würde“, wird Hörnle auf der Seite topagrar zitiert. Anfang Juli 2022 hat das Fraunhofer-ISE gemeinsam mit dem Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) das vom BMBF finanzierte Projekt „SynAgri-PV“ gestartet, bei dem neun Partner aus Forschung, Praxis und Industrie gemeinsam 'an der Entwicklung eines Leitbildes für den Einsatz von Agri-PV in Deutschland' arbeiten, wie die Seite berichtet.
Die Vorteile der Anlagen liegen neben der Energieerzeugung und dem damit einhergehenden Ausbau erneuerbarer Energien auch im Schutz der Pflanzen, etwa vor Hagel und Starkregen, aber auch vor starker Sonneneinstrahlung und Spätfrösten. „Damit sind Agri-PV-Systeme für die Landwirtschaft zunehmend attraktiv, weil hiermit eine Möglichkeit gegeben ist, die heimische Landwirtschaft auch gegenüber dem internationalen Markt wettbewerbsfähig zu halten und den Landwirten zusätzliches Einkommen zu ermöglichen“, erklärt Max Trommsdorff, Projektleiter am Fraunhofer ISE.

Die Umsetzung in Deutschland hinke jedoch etwas - hauptsächlich aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen inkl. mangelnder Anreize und aufwendiger Genehmigungsprozesse, doch auch aufgrund von Befürchtungen, was die Bevölkerungsakzeptanz und die Landschaftsattraktivität angehe, wie auf topagrar zu lesen ist. Laut Umweltministerium in Baden-Württemberg gebe es dort bisher nur auf drei Betrieben Agri-Photovoltaik. Das Land wolle mit dem Fraunhofer-ISE noch bis 2024 auf fünf Versuchsanlagen untersuchen, wie die Stromerzeugung funktioniere und welche Auswirkungen die Anlagen auf den Obstbau hätten.

In NRW gehe die Umsetzung ebenfalls eher zögerlich voran. Doch der Wille ist da, wie auf tageschau.de zu lesen ist: Obstbauer Karl Panzer kann sich z.B. sehr gut vorstellen, eine Photovoltaikanlage auf seinen Flächen in Tönisvorst zu installieren. „Die Landwirtschaft war und ist Vorreiter in der Photovoltaik. Da wir immer mehr Strom brauchen, müssen wir auch neue Wege gehen, um ihn dezentral zu produzieren“, wird Panzer dort zitiert.

Im nördlichen Rheinland-Pfalz sind Anlagen bereits in Betrieb, z.B. in Büren, wo sie über Himbeer- und Blaubeerplantagen installiert wurden. Solaranlagenbauer Burkhard Hesse, der die Agri-PV dort installiert hat, berichtet, dass der Landwirt seitdem keine externe Bewässerung für die Plantage benötigt, da das Regenwasser von den Modulen heruntertropfe, im Boden versickere und über eine Drainage in einen Tank, von dort über Tröpfenleitungen zurück zu den Pflanzen geleitet werde, so die Seite. Ebenfalls in Rheinland-Pfalz wurden Module über Apfelbäumen errichtet. Der Landwirt sei „begeistert“; die semi-transparenten Solarmodule ließen ca. 50 % des Sonnenlichts durch, so dass die Äpfel auch unter den Paneelen ihre Färbung erreichten. Wie Hesse informiert, rentierten sich die Kosten von rund 1 Mio Euro pro Anlage je nach Strompreis nach etwa 15 Jahren.