Die 71. Internationale Kartoffel-Herbstbörse, organisiert vom Deutschen Kartoffelhandelsverband e.V. (DKHV), brachte am 1. Oktober Vertreter der gesamten Kartoffelwirtschaft in Hamburg zusammen.
DKHV-Präsident Thomas Herkenrath hieß Ehrengäste, Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die anwesende Presse sowie die Aussteller herzlich willkommen. Er dankte für das große Interesse und das Engagement der 17 ausstellenden Firmen. Im Anschluss begrüßten die Heidekartoffelkönigin Paula I und Staatsrat Andreas Rieckhof der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg die 140 Teilnehmer und Teilnehmerinnen.
Dr. Christoph Endres, Informatiker und KI-Forscher, stellte in seinem Impulsvortrag „Die digitale Ernte vor Schädlingen schützen: Cybersecurity im Kartoffelhandel“ die zunehmende Bedeutung von Cybersicherheit in der digitalisierten Lieferkette und im Handelsprozess heraus. Er unterstrich, dass die Bedrohung durch Cyberangriffe auch in der Agrar- und Ernährungswirtschaft stark ansteigt. Der Vortrag bot wertvolle Einblicke in typische Bedrohungsszenarien für den Kartoffelhandel und praxisnahe Tipps zur Absicherung sensibler Daten und Systeme – was die Zuhörer sichtlich fesselte. Besonders die neue EU-Richtlinie zur Gewährleistung einer hohen Netzwerk- und Informationssicherheit (NIS-2), die ab dem 18. Oktober zahlreiche Unternehmen verpflichtet, präventive Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, regte zu intensiven Diskussionen an. Das Thema prägte nicht nur die anschließende Fragerunde, sondern wurde auch im weiteren Verlauf des Abends lebhaft diskutiert.
Die Herbstbörse gilt als zentrales Stimmungsbarometer der Kartoffelbranche. Die allgemeine Stimmung war aufgrund der prognostizierten großen Ernte von 12,7 Millionen Tonnen Kartoffeln grundsätzlich positiv, jedoch befinden sich noch viele Kartoffeln im Boden und durch Unsicherheiten wie Witterungseinflüsse, Krankheitsdruck und Qualitätsfragen könnte die vermarktbare Menge noch reduziert werden. DKHV-Präsident Herkenrath dankte allen Mitgliedern, deren Engagement das aktive Verbandsleben erst ermöglicht.
Er resümierte: „Die Rahmenbedingungen dieses Jahres für den Kartoffelanbau waren äußerst anspruchsvoll. Bereits im Frühjahr gab es deutschlandweit ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen. An manchen Orten waren die Böden so lange feucht, dass die letzten Pflanzungen erst Mitte Juni abgeschlossen werden konnten. Dennoch konnten unter optimalen Bedingungen viele Knollen erfolgreich gesetzt werden. In einigen Regionen wurden Flächen durch Hochwasser und anhaltende Regenfälle stark beschädigt. Das feuchte Wetter im Frühjahr, das bis weit in den Mai hinein anhielt, führte überall im Land zu einem erhöhten Druck durch Krankheiten, insbesondere durch Kraut- und Knollenfäule. Sorgen machen uns die immer restriktiveren politischen Vorgaben im Pflanzenschutz, die die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen zunehmend erschweren. Lange wurde mit einer ähnlich großen Kartoffelernte wie im letzten Jahr gerechnet, trotz eines 9-prozentigen Flächenwachstums. Die ermittelten Erträge von repräsentativ ausgewählten Probeflächen für die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) des BMEL gehen mit einem errechneten Ertrag von etwa 44 Tonnen pro Hektar jedoch von einer Rekordkartoffelernte von 12,7 Millionen Tonnen aus. Das BMEL weist selbst darauf hin, dass sich dieser Wert noch verändern könnte. Das liegt u.a. an der bisherigen Auswertung von lediglich 46% der knapp 700 Probeflächen. Da neben diesen Flächen noch viele weitere Flächen gerodet werden müssen, ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, um eine endgültige Bewertung der Gesamtsituation in Bezug auf die Erntemenge wie auch die verfügbaren Qualitäten abzugeben. Auch sind die regionalen Unterschiede zwischen den Erträgen enorm. Dieser Bruttowert sagt daher wenig über die tatsächlichen Ernteerwartungen für die einzelnen Verwertungsrichtungen aus. Letztendlich sind die Qualität und Stabilität unserer Lagerbestände entscheidend dafür, welche Mengen für die Vermarktung in den nächsten Monaten überhaupt zur Verfügung stehen.“