Handel, Marken, Maschinenbau, Forschung, NGO, Start-ups und studierender Nachwuchs: Die 34. Dresdner Verpackungstagung bot ihren über 200 Teilnehmern vom 5. bis zum 6. Dezember 2024 unter dem Motto „Alles dreht sich“ ein volles Programm mit 19 Vorträgen, einem Ministerpräsidenten, Produkt- und Technologie-Premieren, viel Dialog und Diskussion entlang der Wertschöpfungskette sowie einer doppelten Hausmesse im Vorfeld.

„Alle, die mit der Verpackungsindustrie zu tun haben, wissen, es dreht sich im Moment wirklich alles, sowohl materialtechnisch als auch konjunkturseitig. Dazu kommt, dass Verpackungen noch immer viel zu oft als Müll und überflüssig betrachtet werden. Auch das wollen wir drehen. Deshalb haben wir ein reichhaltiges Programm zusammengestellt über globale Herausforderungen, Ressourcen, Mehrweg, Kreislaufwirtschaft, Ideen, die etwas verändern können, und Innovationen rund um Verpackungen“, begrüßte Moderator und dvi-Seniorberater Winfried Batzke die Tagung im sehr gut gefüllten Saal der Dreikönigskirche in Dresden.

Mehrweg und Kunststoff

Dresdner Verpackungstagung Michael Kretschmer-Ministerpräsident-Freistaat-Sachsen

„Wenn es in der Verpackungsindustrie richtig gut läuft, ist das ein Zeichen, dass es insgesamt gut läuft“, erklärte Michael Kretschmer, der sächsische Ministerpräsident, in Dresden. 

Image: Andre Wagenzik

Der grundsätzliche Einstieg in das Thema Mehrweg kam von Laura Griestop, Senior Manager Sustainable Business & Markets von WWF Deutschland. Sie lieferte den Teilnehmern einen spannenden Erfahrungsbericht aus erster Hand vom Intergovernmental Negotiating Committee on Plastic Pollution (INC-5) aus Busan. Ihr Fazit: „Wir brauchen einen besseren Umgang mit dem Hochleistungsmaterial Kunststoff.“ Im zweiten Teil ihres Vortrags gab Griestop einen kompakten und fundierten Überblick zum Thema Mehrweg auf globaler, europäischer und nationaler Ebene. Sie schilderte die aktuelle Situation, stellte heraus, was bereits läuft und was noch fehlt.

Mehrweg: Lösung oder Illusion?

Bis kurz vor die Mittagspause ging es danach in vier Vorträgen um die Frage, wie Mehrweg konkret funktionieren kann. Den Anfang machte eine unternehmensübergreifende Initiative zur Schaffung einer standardisierten Branchenlösung für B2C-Mehrwegversandpackungen, die Barbara Möbius, Projektmanagerin Logistik bei Tchibo, vorstellte.

Danach präsentierte Sarah Rollinger, Business Development Manager der Cartonplast Group, ihre nach eigener Aussage marktführenden Mehrweg-Verpackungslösungen bei wiederverwendbaren Transportverpackungen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

Wie sich der Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen lässt, zeigte Davide Mazzanti, CEO von sykell, den Teilnehmern anhand seines ganzheitlichen „Einfach Mehrweg“-Systems für To-Go-Speisen und -Getränke. Teil der Lösung ist auch die Asset-Management-Plattform CIRCULAR ERP, über die sich ein pfandbasierter offener Pool von Behältern über mehrere Kunden und Betriebspartner hinweg verwalten lässt.

Den Abschluss des ersten Blocks lieferte Veronika Pfender, Gründerin und Geschäftsführerin der dotch GmbH, mit der Vorstellung einer Mehrweg-as-a-Service-Lösung aus Glas für vorverpackte Lebensmittel. „Damit wird Mehrweg so einfach wie Einweg“, versprach Pfender, die für ihre Lösung im Herbst den Deutschen Verpackungspreis gewonnen hatte.

Grußwort des sächsischen Ministerpräsidenten

Hohen Besuch erhielt die Dresdner Verpackungstagung zum Ende des Donnerstagvormittags. Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, ehrte die Branche mit einem Grußwort. Der studierte Wirtschaftsingenieur ging auf das immer schwieriger werdende Umfeld ein, in dem die Konjunkturschwäche für weniger Geld und zentrale Faktoren wie Energie und Löhne für steigende Kosten sorgten. „Wenn man teurer wird, als man besser ist, dann endet das Erfolgsmodell. Deshalb müssen wir ökonomisch erfolgreich bleiben, sonst wird das auch mit den Umweltthemen nichts“, mahnte Kretschmer. Der Ministerpräsident sprach über Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung, Work-Life-Balance und die Aufgaben der Politik, die für all das „Rahmen und Grundlagen geben muss und nicht im Weg stehen darf“. Kretschmer schloss: „Ich finde es spannend und innovativ, was Sie hier leisten. Ich wünsche uns und auch Ihrer Branche, dass wir wieder richtig auf die Beine kommen. Denn wenn es in der Verpackungsindustrie richtig gut läuft, ist das ein Zeichen, dass es insgesamt gut läuft.“

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft durch Künstliche Intelligenz

„Wir steigen ein in die Tiefen – oder Höhen – der Wissenschaft“, begrüßte Winfried Batzke die Teilnehmer nach der Mittagspause zurück im Saal. Auf dem Programm standen zehn Blitz-Vorträge von Wissenschaftlern und Forschern des Innovationslabors K3I-Cycling, zu dessen Partnern auch das dvi gehört. Das Labor arbeitet als Teilprogramm des staatlich geförderten KI-Anwendungshub Kunststoffverpackungen an intelligenten Lösungen zur Schließung des Kreislaufs. Die Themen reichten von Spritzgießen und Thermoformen mit Rezyklaten und einem webbasierten Tool zur ökologischen Bewertung von Kunststoffverpackungen mit Rezyklatanteil bis hin zu Semantischen Datenräumen, Störstoffselektion durch Röntgen, Artifical Neural Twins und einem Multisensor Benchmark Datensatz für Leichtverpackungen.

PPWR, flexible Verpackungen und digitales Heizen

Marcus Stein, CEO der watttron GmbH, und Dr. Thomas Gröner, selbstständiger Berater und watttron-Aufsichtsratsmitglied, gingen in ihren Vorträgen der Frage nach, was die PPWR für flexible Verpackungen bedeutet und wie sich die daraus ergebenden Herausforderungen lösen lassen. „Eine besondere Herausforderung sind flexible Verpackungen. Wir haben in Europa jährlich 8,4 Mio t flexibler Verpackungen. 3,2 Mio t davon sind Verbundfolien, die nur eingeschränkt recycelbar sind“, erklärte Gröner. Marcus Stein lieferte konkrete Einblicke, wie diese Herausforderung gelöst werden kann. Zum Beispiel durch ‚Digitales Heizen‘ in der Maschinentechnik, das Monomaterial-Lösungen für Konsumgüterproduzenten möglich macht.