Biopark zieht erfolgreiches Resümee zum Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ mit 100-mal mehr Wildbienen und 20-mal mehr Schmetterlingen auf ungemähten Grünlandflächen, heißt es. Seit mehr als zehn Jahren setzen sich Biopark-Landwirte im Rahmen des vom ökologischen Anbauverband Biopark e.V. initiierten Projektes, unterstützt durch WWF Deutschland, dem Edeka-Verbund und dem Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., für den Schutz, Erhalt und die Steigerung wildlebender Tier- und Pflanzenarten in der deutschen Agrarlandschaft ein.
Bereits 2012 wurde das Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ mit dem Ziel initiiert, die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen möglichst nachweislich zu erhöhen und so dem Rückgang der heimischen Tier- und Pflanzenwelt entgegenzuwirken.
„In der Landwirtschaft sind mehrere Ursachen für die Abnahme und Gefährdung heimischer Tier- und Pflanzenarten zu verzeichnen. So sind nicht nur die frühzeitige und häufige Nutzung von Grünland, sondern auch eine starke Düngung der Grünlandflächen dafür verantwortlich, dass zu dichte und geringstrukturierte Wiesen dazu beitragen, dass Greifvögel nicht jagen können, Insekten Lebensraum verlieren und die Pflanzenwelt deutlich abnimmt“, führt Dr. Delia Micklich, Geschäftsführerin des bundesweit agierenden Ökolandbauverbandes Biopark an. „Düngung und frühe Mahd führen zu einer verarmten Flora und Insektenfauna und folglich zu einem zu geringen Nahrungsangebot für Vögel. Der Wegfall von Brachen sowie die Beseitigung von Feldsäumen verschärft zudem die Situation durch eine zusätzlich verringerte Habitatauswahl.“
Auf die Betriebsflächen angepasste Naturschutzmodule gehen weit über die Vorgaben der ökologischen Bewirtschaftung hinaus. „Im Programm „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ erbringen unsere Biopark-Landwirtschaftsbetriebe weitere, zusätzliche Naturschutzleistungen, die über die gängige ökologische Bewirtschaftung hinausgehen und neben der Erhaltung gezielt die Artenvielfalt erhöhen“, so Dr. Micklich.
Ziel des erfolgreichen Projektes ist der Erhalt von Insekten und humusbildenden Kleinstlebewesen sowie die Förderung des Wachstums von Ackerwildkräutern, Kleinstlebewesen, Feldvögeln, Amphibien und Säugetieren auf Wiesen, Weiden und Feldern.
„Als Grundlage haben wir gemeinsam mit dem ZALV e.V. einen Leistungskatalog mit über 100 Auswahlmöglichkeiten für Acker-, Grünland- und Landschaftselemente entworfen. Das ZALF wählt anhand der landwirtschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen mit jedem einzelnen Betrieb die geeigneten Module aus.“ Die teilnehmenden Betriebe werden jährlich durch unabhängige Kontrollstellen überprüft und zertifiziert.
Die Wirkungen der umgesetzten Maßnahmen werden durch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. durch umfangreiche Monitoringmaßnahmen wissenschaftlich begleitet. Stellvertretend für die vielen, erfolgreich umgesetzten Maßnahmen wird nachfolgend einmal beispielhaft auf die Wirkung von ungemähten Streifen im Grünland eingegangen.
Nach einer Mahd ändern sich die Lebensbedingungen für die im Grünland lebenden Tiere abrupt. Die Deckung für die Kleinstlebenwesen geht verloren und der Schutz vor starker Sonneneinstrahlung nimmt zu. Bleiben ungemähte Streifen auf der Fläche stehen, erhöht sich der Rückzugsraum für viele Insekten und Amphibien und das Nahrungsangebot für blütensuchende Insekten bleibt im großen Umfang erhalten. Ebenso ist bei größeren Teilflächen der Brutplatz für Wiesenvögel sowie der Fluchtraum und die Deckung für die Jungvögel gewährleistet. Wiesenkräuter können ausreifen und Samen ausbilden.
Um die Effekte derartiger Maßnahmenstreifen zu testen, wurden 2021 auf sechs Betrieben innerhalb von 14 Tagen nach der Mahd die Insekten in ungemähten Streifen und zum Vergleich auf der normal gemähten Fläche gezählt. Die Breite der Streifen betrug 1 m bis über 10 m, in der Regel jedoch 2 bis 3 m. Die Länge richtete sich nach der Flächengeometrie. Wenn möglich, wurden mindestens 50 m x 2 m Strecke pro Maßnahmenstreifen begangen und alle beobachteten Tiere gezählt. Über alle Betriebe wurden 47 Maßnahmenstreifen mit insgesamt über 3000 m Länge plus Vergleichsflächen kontrolliert.
Deutliche Effekte ließen sich vor allem bei Heuschrecken, Schmetterlingen und Wildbienen verzeichnen. 95 % der Tagfalter und 99 % der Wildbienen konzentrierten sich in den ungemähten Streifen.
Beispielhaft für die erfolgreiche Umsetzung sind achtmal mehr Insekten und 20-mal so viele Schmetterlinge auf ungemähten Wiesen und Weiden, 100-mal mehr Wildbienen durch angelegte Blühstreifen und doppelt so viele Braunkehlchen im Vergleich zu herkömmlich bewirtschafteten Flächen.