Zwei Wochen früher als im Vorjahr hat die heurige Apfel- und Birnenernte im Burgenland begonnen, teilt das Agrarische Informationszentrum mit. Die Frühsorte Gala ist der erste Apfel, der im Herbst geerntet wird.
Der heimische Apfel gehört zu den Stars unter den regionalen Lebensmitteln: Er ist das älteste und gesündeste Fast-Food der Welt, wächst im klimatisch vorteilhaften Anbaugebiet und ist im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel die wichtigste heimische Obstsorte. „Unsere Obstbäuerinnen und Obstbauern können den Konsumentinnen und Konsumenten wieder eine Top-Qualität der Äpfel bieten. Von der Menge erwarten wir eher eine durchschnittliche Ernte, jedoch regional sehr unterschiedlich”, berichtet LK-Präsident Nikolaus Berlakovich bei einem Pressegespräch gemeinsam mit dem Präsidenten des Bgld. Obstbauverbandes Johann Plemenschits in Klostermarienberg.
„Das Burgenland ist heuer bei Apfel und Birne hat es nur regionale Frostereignissen gegeben. Aufgrund des überdurchschnittlich warmen Jahresbeginns im Jänner, Februar und März hatten wir einen durchschnittlich drei Wochen früheren Vegetationsstart. Dadurch ist der Erntebeginn beim Apfel und den Birnen rund zwei Wochen früher als normal. In Burgenland erwarten wir beim Apfel und bei den Birnen eine durchschnittliche Ernte. Das warme Wetter ist im Sommer und im Herbst besonders günstig für die Entwicklung der Qualität. Die heurigen Äpfel und Birnen werden sich durch eine besondere Süße und Saftigkeit auszeichnen”, so Berlakovich.
Im Burgenland gibt es rund 111 Obstbaubetriebe, die Äpfel intensiv produzieren. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in Kukmirn, in Klostermarienberg, im Gebiet Wiesen-Forchtenstein-Pöttsching sowie im Bezirk Neusiedl am See. Intensiv werden ca. 337 ha Tafeläpfel, davon rund 10 % biologisch, extensiv rund 1.000 ha Streuobstwiesen mit Apfelbäumen bewirtschaftet. Auf 22 ha werden Birnen geerntet. Die beliebtesten Herbstapfelsorten sind Gala und Elstar. Zu den Haupt-Winterapfelsorten im Burgenland zählen Golden Delicious, Jonagold, Idared, Evelina, Topas, Mutsu und Braeburn. Äpfel sind eine vielseitig verwendbare Obstart. Aus Äpfeln werden hochwertige Säfte, Moste, Essige und auch Edelbrände hergestellt. Durchschnittlich isst jede und jeder pro Jahr 17 kg bis 18 kg Äpfel. Das sind ca. 110 Äpfel im Jahr. Österreichs Selbstversorgungsgrad von Äpfeln beträgt 88 %. „Rund 90 % aller in Österreich erzeugten Äpfel bleiben auch in Österreich. Bis ein heimischer Apfel bei den Konsumentinnen und Konsumenten im Einkaufskorb landet, legt er im Schnitt einen Transportweg von 200 km zurück. Zum Vergleich: Der Apfel aus Neuseeland hat 19.000 km hinter sich, bis er im Regal liegt”, zeigt Berlakovich auf.
Bauernanteil beim Preis erschreckend gering
Der Klimawandel, Auflagen und Verbote stellen unsere heimischen Obstbau-Betriebe vor große Herausforderungen. Aber auch die Preissituation für die Obstbauern für frische, von der Industrie nicht verarbeitete Äpfel ist dramatisch. Bei einem Verbraucherpreis im Handel von 2,12 Euro pro Kilo und einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 0,35 Euro beträgt der Bauernanteil sehr bescheidene 16,5 %. Für eine kostendeckende Obstproduktion müsste aufgrund der Teuerung wie Energie, Pflanzenschutz, Dünger und Löhne der Bauernanteil 70 Cent betragen. “Die Landwirtschaft hat leider einen verschwindend geringen Anteil an den Lebensmittelpreisen, nicht nur im Obstbau. Hier braucht es eine Fairness in der Wertschöpfungskette und einen dauerhaft größeren, kostengerechten Wertschöpfungsanteil, um die Herstellung von agrarischen Rohstoffen bei immer mehr und ständig steigenden Auflagen abzusichern. Deshalb setzen wir als Landwirtschaftskammer alles daran, eine sichere heimische Versorgung aufrecht zu erhalten”, erklärt Berlakovich und lädt die Konsumentinnen und Konsumenten ein, regionales Obst bei Direktvermarktern oder im Supermarkt zu kaufen, denn nur so kann die Wertschöpfung in der Region gesichert bleiben. „Da es heuer in der gesamten EU um rund 15 % weniger Äpfel gibt, sind wir heimischen Apfelbäuerinnen und Apfelbauern zuversichtlich, dass wir einen besseren Erzeugerpreis bekommen”, merkt Johann Plemenschits an.
Obstbaubetriebe haben es schwer
„Der Klimawandel führt dazu, dass Normalernten immer seltener werden. In den vergangenen Jahren haben die Apfelproduzenten - aber auch einige andere wie Marillenbauern - ganz selten eine Normalernte geschafft. Die anderen Jahre waren durch enorme Herausforderungen wie Frost- oder Hagel- und Trockenschäden beeinträchtigt. Aufgrund dieser Wetterkapriolen müssen die heimischen Obstbaubetriebe im Sinne der Produktionssicherheit in neue, teilweise teure Technologien investieren. Hinzu kommen strengere Auflagen im Pflanzenschutzbereich, das Auftreten von neuen Schädlingen, fehlende Erntehelfer sowie die teuren Betriebsmittel und die niedrigen Erzeugerpreise. Trotz dieser Herausforderungen erzeugen unsere Betriebe jedes Jahr Obst mit einer Top-Qualität. Aber wenn sich die Preissituation nicht bessert, werden sicher einige Betriebe aufhören, da es viel höhere Ausgaben gibt, aber weniger Gewinn“, gibt Plemenschits, der selbst 20 ha Obstbauflächen in Klostermarienberg bewirtschaftet, zu bedenken. Die Obstbauern wissen um die Gefahr von Hagel und Frost, immerhin liegt beim Hagel eine Durchversicherung von etwa 51,4 % und bei Frost bei rund 39,4 %. “Wenn das Wetter so bleibt, werden wir heuer bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober unsere Apfelernte abgeschlossen haben”, so Plemenschits abschließend.