Dass Äpfel gut schmecken sollen, ist eigentlich eine Grundvoraussetzung. Kris Wouters hat an einen Apfel aber noch weitere Erwartungen, damit er “gut” ist: Der “Untertitel” des am vergangenen Freitag auf der Interpoma vorgestellten Apfels GoodnessMe, der bis dahin unter “PremA133” bekannt war, lautet daher: “Good for me. Good for you. Good for the planet.” In Bozen habe ich mich mit ihm darüber unterhalten, welche Erwartungen er an das neue Projekt hat und was genau es so “gut” macht − und für wen.

“Der Apfel stammt aus Neuseeland”, erzählt er, entwickelt vom bekannten Plant & Food Research (PFR), daraufhin vom Rechteinhaber Prevar lizenziert an Wouters Fruit in Belgien. Ursprünglich sei der Apfel primär für den Anbau in Australien und Neuseeland gedacht gewesen, um z.B. nach Asien exportiert zu werden. Doch für die asiatischen Märkte, vor allem China und Vietnam als wichtigste Zielländer neuseeländischer Produzenten, deren Präferenz eher in Richtung “süß” tendiert, ist der etwas säuerlichere GoodnessMe nicht das ideale Match − für Europa allerdings umso mehr.

“Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort”, freut sich Kris Wouters, der nun die Rechte für den Anbau in Europa und die weltweite Vermarktung hat. Weltweit - doch “lokal produzieren, lokal verkaufen” ist vielmehr sein Ziel. Zunächst wolle er sich mit den Pflanzungen auf Belgien konzentrieren, doch aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei bereits deutliches Interesse vermeldet worden, überzeuge der Apfel doch nicht nur mit der geschmacklichen Balance, sondern auch mit Crunch und langem Shelf life. 

Kris Wouters (Wouters Fruit, Belgien) mit dem neuen Apfel

Kris Wouters mit dem neuen Apfel “GoodnessMe”, der nicht nur die Vorlieben der Konsumenten, sondern auch die der Produzenten treffe, berichtet er in Bozen.

Widerstandsfähig dank Doppelgen-Resistenz

Auch für den Anbau sei der Apfel “gut” − oder mehr als das: In einem Testanbau in Deutschland mit verschiedenen Sorten habe man fünf Jahre lang keine Fungizide eingesetzt. Allein eine Sorte habe dabei das Experiment komplett gesund überstanden: GoodnessMe. ”Unser Apfel war dort ein richtiger Eyecatcher, als einzige gesunde Sorte”, erzählt er. GoodnessMe zeige eine Doppelgen-Resistenz gegenüber Schorf, Toleranz gegenüber Mehltau und Obstbaumkrebs sowie eine natürliche Wachsschicht, die den Apfel vor Sonnenbrand schütze, zählt Wouters auf. Diese Schicht sei gerade im Hinblick auf immer stärkere Sonneneinstrahlung ein wichtiger Punkt, er sei sozusagen “climate-ready”. Produzenten erhielten dadurch tendenziell mehr Äpfel der Kategorie 1, auch in sehr sonnigen Jahren. 

Eine neue Art des Anbaus?

Diese natürliche Widerstandsfähigkeit bedeute auch, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden könne − ein insbesondere für europäische Produzenten wichtiges Thema. “Die Sorte hat so viel Potenzial, wir wollen damit einen neuen Weg im Anbau gehen, eine Art ’regenerativen Obstanbau’, was auch die Bodenqualität einbezieht. Also nicht nur eine neue Sorte, sondern eine neue Art, Äpfel zu produzieren.” Angebaut werden solle GoodnessMe als Clubsorte: “Wir halten das für den einzigen Weg”, stellt er fest. So könne er Mengen, Verpackung und Vermarktungswege kontrollieren und den Produzenten eine Preisstabilität garantieren. 

Zu einem Vertrag gehören zwei

In diesem Jahr wurden bereits 10 ha in Belgien gepflanzt, in den kommenden zwei Jahre wolle er die Anbauflächen auf 100 ha erhöhen. Inwieweit dann auch nicht-belgische Produzenten eine Rolle spielen, hält er sich offen. “Sobald wir mehr Bäume verfügbar haben, werden wir Gespräche führen, vor allem mit Produzenten in Nordeuropa.” Welche und wann genau, sagt er noch nicht. Schließlich gebe es viele neue Sorten und viele Mitbewerber, wenn es um Anbauflächen gehe. “Zu einem Vertrag gehören schließlich immer zwei Seiten”, so Wouters.

GoodnessMe-Apfel @ Interpoma 2024, BZ