Anhand von Gerüchen trifft der Mensch oft unbewusst Entscheidungen. Wie Forscher der Wageningen University & Research (WUR) nun herausgefunden haben, lässt sich das auch auf Pflanzenwurzeln übertragen. Sie geben nicht nur selber Gerüche ab, sondern reagieren auch auf die von nützlichen und schädlichen Pilzen, die im Boden freigesetzt werden.
Dieser „Geruchssinn“ habe laut WUR einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Pflanze. Werde sie den richtigen Pilzen gezielt ausgesetzt, könnten sie als Schutz vor Schadinsekten und Würmern dienen. Neuere Studien haben ergeben, dass die Wurzeln selbst Gerüche von Bodenmikroben wahrnehmen, die wiederum das Pflanzenwachstum beeinflussen können. Gerüche, die von Bakterien und Pilzen freigesetzt werden, können die Verzweigung und Größe der Pflanzenwurzeln erhöhen. Daher kann die Wahrnehmung dieser Gerüche das Pflanzenwachstum erheblich beeinflussen. Kay Moisan (WUR) und ihre Koautoren vom Niederländischen Institut für Ökologie (NIOO-KNAW) und dem Labor für Entomologie der WUR haben in einer Studie mit Rübensetzlingen herausgefunden, dass mikrobielle Gerüche auch die Wuchsrichtung der Pflanzenwurzeln beeinflussen können. Es scheint, dass Pflanzen die von Bodenpilzen produzierten Gerüche wahrnehmen und auf diese reagieren, bevor sie mit den Pilzen in Kontakt kommen. Sie hatten die Wurzeln „vor die Wahl“ gestellt, ob sie auf die Gerüche von vier verschiedenen Bodenpilzen zu- oder davon wegwachsen wollen. Das Ergebnis: Pflanzen werden besonders von Gerüchen angezogen die von einem schädlichen Pilz ausgestrahlt werden. Die Forscher glauben, dass Gerüche von Bodenmikroben bei der Suche nach nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken vielversprechende Kandidaten für Pflanzenschutz und -förderung sein können. Außerdem würden sich nun Folgefragen ergeben: Können Pflanzen aktiv „entscheiden“, in welche Richtung sie wachsen und mit welchen Mikroorganismen sie interagieren sollen? Oder ist es tatsächlich der Pilz, der zu seinem eigenen Nutzen Wurzeln anzieht?