Mit dem Wageningen Microbiome Center (WMC) bekommen die Wageninger Mikrobiologen auf dem Campus ein neues Zentrum. Initiator Thijs Ettema: “In Wageningen gibt es viel Mikrobiologie.”
Seit seiner Ernennung zum Leiter des Labors für Mikrobiologie im Jahr 2019 arbeitet Thijs Ettema laut Wageningen University & Research (WUR) daran, die Sichtbarkeit und Kohärenz der Wageninger Forschung zu Mikroorganismen zu erhöhen. Dann sehe man wirklich, wie viel Mikrobiologie es in Wageningen gibt, sagt er. Etwa 20 Forschungsgruppen in Wageningen befassen sich mit Mikrobiomen, d.h. mit der Ansammlung von Bakterien, Archaeen, Viren, Pilzen, Mikroalgen oder Kombinationen dieser einzelligen Organismen und Mikroorganismen.
Die mikrobielle Forschung finde in vier Wissenschaftsgruppen statt. Die Forscher der Gruppe Agrar- und Lebensmittelwissenschaften arbeiten z.B. an Kulturen von Mikroorganismen, die für die Produktion von Lebensmitteln und wertvollen Biomolekülen verwendet werden. Außerdem werden Mikroorganismen zur Reinigung von Wasser und zur Konservierung erneuerbarer Energie aus Abfallströmen eingesetzt. Andere Gruppen, z.B. von Wageningen Food Safety Research, untersuchen mikrobielle Krankheitserreger und andere Mikroben im Zusammenhang mit der Lebensmittelsicherheit und -qualität.
Forscher der Plant Sciences Group und der Animal Sciences Group untersuchen Mikroorganismen im Pflanzenbau, in der Aquakultur und in der Viehzucht. Mikrobiome im Boden seien Gegenstand von Studien der WUR-Gruppe für Umweltwissenschaften und des niederländischen Instituts für Ökologie NIOO-KNAW, das ebenfalls am Wageningen Microbiome Center teilnehmen wird.
Der Mikrobiologe Hauke Smidt, der das WMC zusammen mit Ettema initiiert hat, unterstreicht die Bedeutung der Sozialwissenschaften innerhalb des neuen Zentrums. ”Wir hoffen, dass die Sozialwissenschaften sich uns anschließen werden. Es wird viel an neuen Produkten geforscht, die mit dem Mikrobiom verbunden sind. Probiotika z.B., Getränke oder Pillen mit ’gesunden Bakterien’, sowie mikrobielle Produkte, die die Gesundheit von Tieren und Pflanzen fördern.” In diese Produkte werden große Hoffnungen gesetzt, die möglicherweise nicht immer gerechtfertigt sind. Wirtschafts- und Verbraucherstudien seien daher von Bedeutung. Weitere Beispiele, die den Beitrag von Sozialwissenschaftlern erfordern, seien Studien über den Einfluss von GVO auf die Umwelt.
Ettema sei der Ansicht, dass Wageningen aufgrund des breiten Spektrums seiner mikrobiellen Forschung eine einzigartige Position einnimmt. ”In den Niederlanden und anderswo gibt es viele Mikrobiom-Zentren, aber sie konzentrieren sich im Allgemeinen auf Patienten und die menschliche Gesundheit: das menschliche Mikrobiom. Das ist auch eines der Themen in unserer Forschung, aber das WMC ist viel breiter aufgestellt. Mikroorganismen spielen eine Rolle bei Wageningen-Themen wie gesunde Ernährung, Klima, Biodiversität, Tiergesundheit, Pflanzengesundheit und Kreislaufwirtschaft.”
Einige der Gruppen in Wageningen werden nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch zusammenziehen. Auf dem Campus soll ein neues Gebäude errichtet werden, das Ende 2025 oder Anfang 2026 fertiggestellt sein wird. Das Gebäude wird fünf Lehrstuhlgruppen der Universität Wageningen, eine Forschungsgruppe von Wageningen Research und UNLOCK beherbergen. UNLOCK sei die von der NWO finanzierte nationale Infrastruktur für Studien über mikrobielle Gemeinschaften, in der die WUR und die Technische Universität Delft zusammenarbeiten. Dieses Programm, das von WUR-Professor Hauke Smidt koordiniert wird, regele u.a. die leicht zugängliche Nutzung von Forschungseinrichtungen durch die beteiligten Gruppen und andere Nutzer.
Smidt und Ettema diskutieren derzeit in einem Think Tank, an dem Vertreter aller mikrobiellen Gruppen teilnehmen, über Forschungspartnerschaften. Ettema: ”Da viele Gruppen nicht physisch im Zentrum untergebracht sein werden, müssen wir andere Formen der Zusammenarbeit in Betracht ziehen. Wir wollen zumindest über die Forschung der anderen Gruppen Bescheid wissen. Außerdem wollen wir herausfinden, wie wir zusammenarbeiten können, um die Qualität unserer Forschung zu verbessern.”