Der Klimawandel bringt neue Herausforderungen für den Obstbau und die Nachernte mit sich, darunter auch bei der Lagerung von Kastanien. Dies war eines der Kernthemen der traditionellen Lagerungstagung, die 2. August im NOI Techpark stattgefunden hat, so das Versuchszentrum Laimburg.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden u.a. praktische Lösungsansätze zur Bekämpfung eines pathogenen Pilzes der Kastanie vorgestellt, der sich aufgrund der steigenden Temperaturen in den Südtiroler Kastanienwäldern ausgebreitet hat. Die Tagung, die bereits zum 25. Mal stattfand, wurde vom Versuchszentrum Laimburg organisiert und von rund 80 Fachleuten der lokalen Obstwirtschaft besucht.
„Innovationen im Bereich der Nachernte sind entscheidend für die Erhaltung unserer Landwirtschaft und die Gewährleistung qualitativ hochwertiger Produkte für Verbraucherinnen und Verbraucher. Der Klimawandel stellt für uns alle eine große Herausforderung dar, und die traditionelle Lagerungstagung ist eine wertvolle Gelegenheit, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, sagte Agrarlandesrat Luis Walcher bei der Eröffnung der Veranstaltung.
„Diese Veranstaltung bietet eine bedeutende Gelegenheit, das Netzwerk zwischen dem Versuchszentrum Laimburg und anderen Forschungseinrichtungen weiter auszubauen und zu stärken. Der Beitrag verschiedener Fachleute fördert eine multidisziplinäre Atmosphäre und macht den Austausch von Fachwissen besonders produktiv“, ergänzte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg.
Erstmals Forschungsergebnisse zur Edelkastanien-Lagerung
Die Lagerungstagung, ursprünglich durch die wissenschaftliche Forschung zur Apfellagerung ins Leben gerufen, hat sich mittlerweile zu einer etablierten und traditionellen Veranstaltung im Südtiroler Obstbausektor entwickelt. Einerseits werden Erkenntnisse zu Lagerungstechniken für neue Apfelsorten vorgestellt, andererseits werden die neuesten technologischen Innovationen präsentiert. Damit werden neue Erkenntnisse aus Forschung und Innovation an die Praxis weitergegeben.
„Im Laufe der Jahre hat sich unsere Expertise auf andere Obstsorten, wie z.B. Kastanien, ausgeweitet. Auch aufgrund des Klimawandels breiten sich in Südtirol neue Krankheitserreger aus. Dies stellt uns vor die Herausforderung, mit den Folgen dieser Ausbreitung auf die Lagerung und die Vermarktung von Obst umzugehen“, sagte Angelo Zanella, Leiter der Arbeitsgruppe für Lagerung und Nacherntebiologie des Versuchszentrums Laimburg und Organisator der Veranstaltung.
Auch in diesem Jahr war ein Vortrag eines externen Referenten im Programm. Nicola Busatto, Forscher an der Fondazione Edmund Mach in San Michele all’Adige (TN), hielt einen Vortrag über den Umgang mit verschiedenen Ausprägungen der „Schalenbräune“, einer physiologischen Lagerstörung des Apfels. Diese kann auf verschiedene Weise bekämpft werden, darunter durch den Einsatz von Reifehemmern, die Lagerung in kontrollierter Atmosphäre und verschiedene Vorbehandlungen vor der Kühlung.
Bekämpfung der Graufäule bei der Edelkastanie
Das Äußere sieht gesund aus, aber das Fruchtfleisch ist schwammig und beim Anschneiden dunkel verfärbt. Dies sind die ersten Symptome der Graufäule, einer durch den Pilz Gnomoniopsis castaneae verursachten Kastanienkrankheit. Der Geschmack der Kastanien ist unangenehm, sodass sie nicht mehr vermarktet werden können. Die Graufäule ist eine aufkommende Krankheit, die die Früchte bereits in der Blütezeit befällt und erhebliche Schäden verursachen kann. Bei unsachgemäßer Behandlung kann die Krankheit zum vollständigen Verlust der Ernte während der Lagerung führen.
In Südtirol gibt es rund 400 ha Kastanienanbaufläche, die sich über das Eisacktal, den Vinschgau, das Burggrafenamt und das Unterland verteilen. Auch wegen der großen Bedeutung der Kastanie für Südtirol führt das Versuchszentrum Laimburg seit 2018 Versuche zur Eindämmung dieser Pilzkrankheit durch. Die verwendeten Ansätze sind Heißbäder und die Lagerung unter verschiedenen kontrollierten Atmosphären. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Lagertemperatur und die Geschwindigkeit, mit der die Kastanien nach der Ernte eingelagert werden, entscheidend sind, um die Entwicklung des Pilzes zu verhindern. „Eine gute Lagerung ist jedoch nicht ausreichend. Es ist wichtig, Verbraucherinnen und Verbraucher über die richtige Lagerung von Kastanien zu Hause zu informieren. Dies kann ausschlaggebend sein, um die Qualität des Produktes zu gewährleisten“, so Irene Perli von der Arbeitsgruppe Beeren- und Steinobst des Versuchszentrums Laimburg.