Die US-amerikanischen Obst- und Gemüseerzeuger und Erzeugerbetriebe haben derzeit viel mit denen in Europa und anderen Teilen der Welt gemeinsam. Sie wissen nicht, was die Zukunft für sie bringen wird. Und dies hängt nicht zuletzt mit dem frisch vereidigten US-Präsidenten Donald Trump zusammen, der für seinen unberechenbaren, abrupten und polarisierenden Regierungsstil nur allzu bekannt ist.
Planungssicherheit ist da Fehlanzeige. Aber das Problem ist nicht auf die USA beschränkt. Was bedeutet es für den globalen Handel und für die Preisbildung in den internationalen Märkten, wenn die Zölle z.B. für mexikanische Frischeprodukte wie Avocados oder Limetten ganz plötzlich in die Höhe schnellen? Dann nämlich, wenn die US-Zölle explodieren sollten und sich die Warenströme eine andere Richtung, u.a. auch nach Europa, suchen müssten? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt des von Chris White moderierten International Media Briefings im Vorfeld der diesjährigen FRUIT LOGISTICA, die in Kürze in Berlin ihre Tore öffnen wird. Eingeladen war u.a. Cathy Burns, Vorsitzende der International Fresh Produce Association (IFPA). Aus ihrer Sicht werden drei Themen in den kommenden Jahren in den USA im Fokus stehen. Zum einen eine weitreichende Deregulierung des US-Agrarsektors, die sich nach ihrer Einschätzung allerdings positiv auch für die O+G-Erzeuger auswirken werde. Dann die Förderung des Verzehrs von Obst und Gemüse im Rahmen des Ziels einer gesünderen Ernährungsweise in den USA. Und schließlich die wirtschaftliche Stärkung des heimischen Agrarsektors. Befragt zur Bedeutung eines möglichst unverzerrten internationalen Handels sagte Cathy Burns: „Handelsabkommen sind aus unserer Sicht unverzichtbar, um den Interessen der Obst- und Gemüseerzeuger und Konsumenten nicht nur bei uns, sondern weltweit zu nutzen. Aber sie müssen für alle Seiten Sinn ergeben und das wird gerade untersucht.“ Wichtige inhaltliche Punkte für die kommenden Jahre seien neben der Konsumförderung verbesserte Marktzugangsmöglichkeiten sowie eine Reform des Gesetzes zur Arbeit in der Landwirtschaft. Bei diesen Fragen müsse man darauf hinwirken, zu überparteilichen und einvernehmlichen Lösungen zu kommen.
Arbeitsmigranten
Ob sie bei ihren Äußerungen auch die befristete Beschäftigung ausländischer (Saison-)Arbeitskräfte in der US-Landwirtschaft im Blick hatte? Darauf jedenfalls ging Cathy Burns im Media Briefing nicht näher ein, ebenso wenig wie auf den plötzlichen Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen oder auf einen stärkeren protektionistischen Kurs der USA, den viele nun befürchten. In der US-amerikanischen O+G-Branche ist die Beschäftigung von Saisonarbeitskräften gerade ein zentrales Thema, denn ohne sie könnten Ernten genauso wenig eingefahren werden wie bei uns in Europa. Und ohne sie wären Erzeugerbetriebe angesichts der auch in den Staaten explodierenden Kosten nicht konkurrenzfähig. Insbesondere die Ankündigung von Donald Trump, illegale Migranten ohne Wenn und Aber in ihre Ausgangsländer zurückzuschicken, genauer gesagt, zu „deportieren“, sorgte zuletzt für große Unruhe. Denn hunderttausende Saisonarbeitskräfte aus Mexiko, Venezuela oder Guatemala arbeiten in der US-amerikanischen O+G-Wirtschaft völlig legal mittels befristeter Arbeitsvisa. Präsident Trump hat sich bislang noch nicht dazu geäußert, was mit ihnen geschieht, ob es womöglich Verschärfungen geben soll. Für die US-Farmer steht unterdessen fest, dass sie buchstäblich einpacken können, wenn es diese günstigen, legalen Arbeitskräfte nicht mehr geben sollte. Zuletzt wurde die Interessenvereinigung „Protect Our Produce Coalition“ (POPC) gegründet, die bei der neuen US-Regierung schon eine Petition eingereicht hat. Die überholte Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung verdränge die amerikanischen Landwirte aus dem Geschäft, heißt es darin. „Die neue Regierung hat die Möglichkeit, das H-2A-Gastarbeiterprogramm zu stärken, das für die Lebensmittelproduktion in den USA von entscheidender Bedeutung ist“, fügt POPC hinzu. H-2A-Gastarbeiter sind aufgrund des Mangels an einheimischen Arbeitskräften, die bereit sind, in der Landwirtschaft zu arbeiten, für den Anbau, die Pflege und die Ernte von Obst und Gemüse in den USA unerlässlich. Dieses Programm muss beibehalten und modernisiert werden, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden“, so die Erzeuger-Koalition. Nun müssen sie nur noch abwarten, ob der Präsident das genauso sieht.