Für eine nachhaltige Agrarwissenschaft und die Transformation zu einer zirkulären Bioökonomie ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) heutzutage unabdingbar. Dem tragen die Universität Osnabrück und das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam mit dem „Joint Lab Künstliche Intelligenz & Data Science“ als gemeinsamen Einrichtung Rechnung.

Es besteht im Kern aus einem Graduiertenkolleg zur Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden, so die Universitäten. Assoziierte Partner sind Agrotech Valley Forum, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und die Hochschule Osnabrück. Am 12. Oktober fand die offizielle Auftaktveranstaltung im Coppenrath Innovation Centre statt.

Seit dem 1. April fördert die VolkswagenStiftung die Kooperation im Rahmen des Programms „Spitzenforschung in Niedersachsen SPRUNG“ (ehemals „Niedersächsisches Vorab“) mit rund 6,7 Mio Euro. Insgesamt 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Einrichtungen arbeiten zusammen mit zwölf Doktorandinnen und Doktoranden sowie drei Postdocs. Das Joint Lab ist ein erster großer Erfolg in der langfristigen Planung, in Osnabrück ein außeruniversitäres Forschungsinstitut als Außenstelle des ATB zu etablieren.

Zum thematischen Hintergrund: Agrartechnik und Bioökonomie beeinflussen direkt die aktuellen Herausforderungen der Ernährungssicherung insbesondere in Zeiten des Klimawandels, der Biodiversitäts- und andrer Krisen. Sie wirken auf die Kernfragen der künftigen Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen der Gesellschaft. Die Bewältigung zentraler Herausforderungen der Zukunft wie die Anpassung an den Klimawandel erfordert neue innovative Methoden der Tierhaltung, des Pflanzenbaus, der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes in der Landwirtschaft sowie in den nachgelagerten Bereichen Lebensmittel und stofflicher Nutzung biogener Rohstoffe. Neben einer am Naturraum angepassten Landbewirtschaftung erfordern steigende Bevölkerungszahlen und der momentan exorbitante Verbrauch einen effizienten Einsatz von Ressourcen.

Joint Lab Künstliche Intelligenz

Joint Lab Künstliche Intelligenz

Image: Blue Planet Studio/AdobeStock

Eine Kernidee des Joint Labs ist es, diesen Herausforderungen durch anwendungsspezifische KI- und Data Science-Technologien zu begegnen. Im Mittelpunkt dabei stehen Optimierung, Effizienzsteigerung und Automatisierung von agrartechnischen Prozessen. Das Arbeits- und Forschungsprogramm basiert auf den langjährigen Vorarbeiten und Ressourcen der beiden Partner: Von Seiten des ATB sind die Forschungsthemen des Joint Labs Präzisionspflanzenbau, Präzisionstierhaltung, Lebensmittelverarbeitung und Ernährung, Biomaterialien und Reststoffmanagement. Die Universität Osnabrück bringt ihre Expertise in KI und Data Science aus der Informatik, Kognitionswissenschaft, Mathematik sowie den Umweltsystem-/Biowissenschaften ein, die bereits in vielfältigen Projekten mit Partnern eingesetzt wurde.

Die Promovierenden, von denen die meisten zum 1. September ihre Tätigkeit aufgenommen haben, werden an beiden Standorten, also in Osnabrück und in Potsdam, forschen. Damit profitieren sie vom Expertenwissen aus beiden Bereichen mit dem Ziel, hochrelevante Erkenntnisse von der Grundlage bis in die Anwendung zu generieren und diese Forschungsergebnisse direkte landwirtschaftliche Anwendungen und Industrie zu transferieren.

Mit dem SPRUNG-Programm fördern das Land Niedersachen und die VolkswagenStiftung innovative und hochkompetitive Forschungsprojekte im Land. Ziel ist es, den Wissenschaftsstandort durch die Einrichtung und Förderung von Forschungsverbünden und -Schwerpunkten weiter zu stärken.