Zahlreiche Umweltlabels beruhen auf der Ökobilanzierung in Kombination mit anderen Methoden. Sind diese Methoden kompatibel, und ist eine Kombination überhaupt notwendig? Eine Studie von Agroscope hat dies untersucht.

Umweltlabels bieten Konsumentinnen und Konsumenten eine rasche Orientierungshilfe, um umweltfreundliche Kaufentscheidungen zu treffen. Einige Umweltlabels verwenden Resultate aus der Ökobilanzierung, einer standardisierten und breit akzeptierten, aber datenintensiven Methode zur Bewertung der Umweltwirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus. Dabei werden die Ergebnisse aus der Ökobilanzierung häufig mit weiteren Methoden kombiniert, um bestehende Lücken zu schliessen und ein Gesamtbild der Umweltwirkung zu erhalten. Diese Methodenkombination bietet allerdings nicht nur Vorteile. Beim Erstellen von Umweltlabels können nämlich Fehler passieren.

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Image: travelbook/AdobeStock

Agroscope-Forschende haben vier Aspekte, die beim Erstellen von Umweltlabels eine grosse Rolle spielen, genauer betrachtet: Aggregation, Vereinfachung, Bewertungsannahmen und Subjektivität.

Die Aggregation dient dazu, aus Teilergebnissen einen Gesamtwert zu ermitteln. Die (subjektive) Gewichtung der Einzelaspekte muss sorgfältig und begründet erfolgen. Vereinfachungen sind auf unterschiedliche Art und Weise möglich: Fokus auf eine einzige Umweltwirkung (z.B. CO2-Fußabdruck) oder bestimmte Lebenszyklusphasen (z.B. nur die Produktion); Nutzung generischer statt spezifischer Inputdaten. Kritische Bewertungsannahmen liegen vor, wenn Umweltlabels nicht die Umweltauswirkungen selbst darstellen, sondern pauschal annehmen, dass das gewählte Kriterium automatisch zu geringeren Umweltauswirkungen führt. Methodische Ansätze können durch subjektive Entscheidungen (z.B. höhere Gewichtung ausgewählter Aspekte oder Verfolgung eigener Geschäftsideen) von Interessengruppen, Parteien und Verbänden beeinflusst werden.

Das Fazit der Studie: Umweltlabels lassen in der Regel keine umfassende Bewertung der Umweltauswirkungen eines bestimmten Produktes zu. Der Grund für dieses Manko liegt nicht nur an der limitierten Anzahl berücksichtigter Umweltwirkungen, sondern auch an teilweise ungenügender wissenschaftlicher Grundlage, mangelnder Transparenz oder gar (versteckter) kommerzieller Interessen.

Verschiedene Umweltlabels basieren auf Ökobilanzdaten, kombinieren diese aber durch weitere Methoden wie etwa der Vergabe von Bonus-/Maluspunkten, um (teils vermeintliche) Lücken in der Ökobilanz zu schliessen. Die Studie zeigt, dass dies zu Doppelzählungen und damit zur Übergewichtung einzelner Aspekte (z.B. der Regionalität von Produkten) führen kann. Bonus-/Maluspunkte sind möglichst zu vermeiden, insbesondere dann, wenn die Ökobilanz den entsprechenden Aspekt bereits berücksichtigt. Wichtig ist, zusätzlich zur Schliessung methodischer Lücken, die verschiedenen Anstrengungen zur Harmonisierung und Zusammenführung von bestehenden Datenbanken mithilfe effizienter Informatik-lösungen weiter zu verstärken und zu bündeln.

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