Der landwirtschaftliche Berufsstand in Großbritannien hat die Regierung in London aufgefordert, Maßnahmen zur Wahrung der eigenen hohen handelspolitischen Standards zu ergreifen. Bei einem Treffen mit Premierminister Boris Johnson im KW 42 erinnerte die Präsidentin des britischen Bauernverbandes (NFU), Minette Batters, an die Bedeutung von Lebensmittel- und Produktionsstandards beim Abschluss möglicher Freihandelsabkommen. Deren Aufrechterhaltung sei essenziell für den Schutz der heimischen Landwirtschaft.
Die NFU-Präsidentin forderte den Premierminister auf, die parlamentarische Kontrolle der Handelsabkommen und insbesondere die der Handels- und Landwirtschaftsausschüsse im Unterhaus zu stärken. Es sei wichtig, dass die verantwortlichen Abgeordneten auch ihre Meinung zu anstehenden Handelsabkommen sowie deren Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit Großbritanniens darlegen könnten. Laut Batters befindet sich das Land jetzt an einem Punkt, an dem die Entscheidungen Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die breite Öffentlichkeit für die kommenden Jahrzehnte haben werden. Gegenüber Johnson machte die Verbandspräsidentin deutlich, dass die eigene Nahrungsmittelerzeugung und die damit verbundenen hohen Standards für das Vereinigte Königreich von großer Bedeutung seien. Als NFU-Präsidentin lehne sie es ab, dass die britischen Gesetze durch importierte Lebensmittel, die nach ungültigen Standards hergestellt worden seien, untergraben würden, so Batters. Mit Blick auf das im Dezember bevorstehende Auslaufen der Brexit-Übergangsphase und dem damit verbundenen Ende der Unterstützung aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) unterstrich die NFU-Präsidentin die Bedeutung der britischen Landwirtschaftspolitik. Zugleich verwies sie auf die Notwendigkeit, im Obst- und Gemüse- sowie den Schnittblumensektor auch im Jahr 2021 auf hinreichend Saisonarbeiter zurückgreifen zu können. Unterdessen haben die Staats- und Regierungschefs der EU erneut festgestellt, dass die Fortschritte bei den Kernfragen wie der Fischerei oder dem Erhalt des Binnenmarktes noch immer nicht für eine Einigung ausreichten. Nichtsdestoweniger werde man sich weiter für eine Handelsübereinkunft einsetzen. Premierminister Johnson kündigte indes zum wiederholten Male an, Großbritannien mache sich für einen No-Deal bereit. AgE