Um den Preis von Lebensmitteln herauszufinden, genügt in der Regel ein Blick auf das Preisschild im Supermarkt. Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn von den „wahren“ Lebensmittelpreisen die Rede ist. Denn bei der Erzeugung von Lebensmitteln entstehen Kosten, die nicht über den Ladenpreis abgedeckt sind. Schäden an der Umwelt oder im sozialen Bereich, die bei der Herstellung entstehen, tragen aktuell nicht die produzierenden Unternehmen, sondern die Gesellschaft.
Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm forscht im Bereich des True Cost Accounting, also der Buchhaltung der wahren, der tatsächlich entstehenden Kosten. Im Zuge der „HORIZON Research and Innovations Actions“ der Europäischen Union wird die TH Nürnberg als Partnerin des neuen Projekts „FOOD Costing and Internalisation of Externalities for System Transition“ (FOODCoST) für vier Jahre mit einer Summe von 450.000 Euro gefördert.
Ziel des EU-Projekts FOODCoST ist es, die Einflüsse von externen Effekten der Lebensmittelproduktion zu erforschen und zu analysieren, wie sich diese auf den Preis auswirken. Die dabei aufgedeckten Mehrkosten sollen nach dem Verursacherprinzip internalisiert werden. Produzierende Unternehmen, die Schäden an Umwelt und Gesellschaft verursachen, sind von Anfang an mit diesen Mehrkosten zu belegen, um die Lebensmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten.
Das Projekt FOODCoST setzt sich aus sieben Arbeitsbereichen zusammen. Hierbei tragen die Forschenden der TH Nürnberg zur Erschließung der verschiedenen Methodologien und Datensätze bei, die für die Berechnung der externen Effekte benötigt werden. Zusätzlich unterstützen sie bei der Identifizierung und Einbindung verschiedener Wirtschaftsbereiche, bei der Erstellung von Fallstudien sowie der Projektkoordination.
Leiter der Forschungsgruppe, die am Standort der TH Nürnberg in Neumarkt arbeitet, ist Prof. Dr. Tobias Gaugler von der Fakultät Betriebswirtschaft. „Diese Förderung ist ein klares Zeichen für die Zukunftsträchtigkeit der Forschung zu den externen Effekten in der Landwirtschaft. Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln können wir für die Ausgestaltung nachhaltiger Ernährungssysteme entscheidende Beiträge leisten“, sagt er. Seit Februar 2022 forscht und lehrt Gaugler im Studiengang Management in der Ökobranche am Standort Neumarkt. Mit der Beteiligung am FOODCoST-Projekt kann die TH Nürnberg nun weiter ihre interdisziplinäre Forschung entlang den Prinzipien der starken Nachhaltigkeit ausbauen.
„Angesichts der enormen ökologischen Herausforderungen im primären Sektor ist die Kostenwahrheit von Lebensmitteln von großer Bedeutung für die ökologische Transformation“, betont Hochschulpräsident Prof. Dr. Niels Oberbeck. In dem Projekt kooperieren 24 Institutionen aus zwölf Ländern. Zusammen mit der TH Nürnberg forschen die Universität Aarhus in Dänemark, die Universität Wageningen in den Niederlanden und die Universität Oxford in Großbritannien am Projekt. „Mit der Beteiligung der TH Nürnberg bauen wir unsere Hochschule weiter als attraktiven und international renommierten Standort für interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung aus.“