Die Saison 2021/22 war für die Heidelbeererzeuger und -exporteure in der Südlichen Hemisphäre alles andere als einfach. Diesmal war der Schuldige nicht das Wetter, das sich für die meisten Länder als optimal erwies. Die Komplikationen ergaben sich vor allem aus der Logistik. Während der Ernte fehlte es an Arbeitskräften, die Schiffe wurden verspätet beladen, Container fehlten, die Transitzeit verlängerte sich, und das Entladen in den Ankunftshäfen verzögerte sich. Zu diesen und den Qualitätsproblemen kommt noch hinzu, dass das Angebot durch die Ausweitung der Ernte von Jahr zu Jahr stark zunimmt. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern wird immer stärker. Das große Angebot wirkt sich auch auf die Preise aus, wodurch die Rentabilität mehrerer Unternehmen und Herkunftsländer gefährdet ist.
Mit dem Auftreten neuer Akteure wie Peru, Mexiko und Marokko wurde die Situation für Chile kompliziert. Das Land hat mit Frösten, Hitzespitzen und Regenfällen während der Ernte sowie Wasserknappheit für die Bewässerung zu kämpfen. Mit der umfangreichen Erfahrung, einer guten und diversifizierten Struktur von Erzeuger- und Exportunternehmen, langjährige Handelsbeziehungen mit Importeuren aus den nördlichen Märkten, Handelsvorteilen dank zahlreicher unterzeichneter Abkommen und Verträgen sowie eine große staatliche Unterstützung für den Sektor, kann Chile aber gegensteuern – und fokussiert sich auf Qualitätsfrüchte mit einem begrenzten Sortenangebot und Bio-Produktion.
Die Exporte betrugen aber nur rund 105.000 t, was 10 % weniger als 2020/21 und 5 % weniger als der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre war. Die USA waren traditionell der wichtigste Bestimmungsort, aber die Mengen und ihre Bedeutung für die chilenischen Exporte gingen zurück. Vor einigen Jahren gingen mehr als 70 % in die USA, in der aktuellen Kampagne waren es 51 %. Europa war der Bestimmungsort für die Mengen, die nicht mehr nach Nordamerika verschifft wurden. Die Lieferungen nehmen Jahr für Jahr zu, und in dieser Saison gingen 36 % der Gesamtmenge nach Europa. Große Erwartungen wurden in den Fernen Osten gesetzt. Aber die Entwicklung in dieser Region ist kompliziert und zeigt nicht das erwartete Wachstum. In der Saison 2021/22 entfielen 11 % der Lieferungen auf diese Region. Die wichtigsten Abnehmer im Fernen Osten sind China, aber auch Südkorea, Japan und Singapur. Auch hier waren 15 % der Gesamtausfuhren ökologisch.
In Argentinien endete die Saison 2021/22 mit einer Ausfuhr von 8.500 t, das sind 20 % weniger als in der vorangegangenen Saison. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz aus anderen Ländern, des starken Kostenanstiegs (Logistik, Versorgung, Energie) und der immer komplexeren Märkte konzentriert sich der argentinische Heidelbeersektor zunehmend auf die Versorgung von Nischenmärkten. Der wichtigste Markt ist der der Bio-Früchte, ein Produktionssystem, in dem Argentinien über langjährige Erfahrung und eine starke Präsenz bei vielen Produkten verfügt. 2021 wurden 4.083 t Bio-Heidelbeeren exportiert, also fast 50 % der Gesamtmenge. In der Vergangenheit ging die größte Menge in die USA, aber die Exporte sind zurückgegangen, und derzeit erhalten sie weniger als die Hälfte. Im Gegensatz dazu nimmt die Beteiligung Europas zu. Die Verschiffungen in diesen Kontinent lagen in den vergangenen Jahren zwischen 3.500 t und 4.000 t. Argentinien kann zwar Heidelbeeren nach China liefern, aber die Mengen sind angesichts der hohen Zölle gering. Die größten Mengen an Bio-Heidelbeeren gehen ebenfalls nach Europa. 2021 waren es 66 % der Gesamtmenge, gefolgt von den Vereinigten Staaten. Hohe interne Kosten, Steuerdruck, komplexe Arbeitsgesetzgebung, Bürokratie, fehlende Verträge mit den Abnehmerländern, hohe Zölle, logistische Probleme usw. sind einige Gründe, die die Heidelbeeren aus Argentinien weniger wettbewerbsfähig machen.
Auch in Uruguay hat das Heidelbeergeschäft mit ernsten Schwierigkeiten zu kämpfen. Aufgrund des Heidelbeer-Booms wurde auch in Regionen gepflanzt, die nicht geeignet waren. Die Flächen wurden aufgegeben, die Produktion in die Region Salto gelegt. Aber auch hier kommt es häufig zu Hagel, Trockenheit oder Frost. Hinzu kommen hohe interne Kosten, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. All dies führte zu einer Verringerung der Anbaufläche, der Produktion und des Exports. In der Kampagne 2021 belief sich die Ausfuhr auf 570 t, deutlich weniger als in den Vorjahren. Von der exportierten Menge gingen zwei Drittel in die USA und das restliche Drittel nach Europa. Betina Ernst/Top Info Marketing
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