Die Risiken, die mit der unkontrollierten Vermehrung von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Umwelt einhergehen, können oftmals nicht auf Grundlage der im Labor veränderten Eigenschaften bewertet werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die Wissenschaftler der gentechnikkritischen Organisation Testbiotech und der Fachstelle Gentechnik und Umwelt jetzt in der Fachzeitschrift „Environmental Sciences Europe“ veröffentlicht haben.
Demnach könnten freigesetzte gentechnisch veränderte Pflanzen beziehungsweise ihre Nachkommen unvorhergesehene Eigenschaften aufweisen, die ihre Konkurrenzfähigkeit positiv oder negativ beeinflussen könnten, beides stellt den Wissenschaftlern zufolge ein Risiko dar. Nach ihren Angaben haben sich beispielsweise in mehreren Regionen der Welt bereits Bestände von gentechnisch verändertem Raps etabliert. In einigen Ländern, etwa Kanada und Japan, müsse davon ausgegangen werden, dass sich das veränderte Erbmaterial bereits zu wildwachsenden Verwandten verbreitet habe. Aus japanischen Häfen seien zudem selbsterhaltende Populationen von gentechnisch verändertem Raps bekannt; das sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Konkurrenzfähigkeit dieser transgenen Sorten unterschätzt worden sei. Nach Ansicht der Wissenschaftler weist die diesbezügliche Risikoabschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Lücken auf. Sofern die im Labor veränderten Pflanzen sich nach der Freisetzung behaupten könnten, würden die damit verbundenen Risiken durch die bestehende Praxis wahrscheinlich nicht erfasst, da die Veränderungen im Zuge der Generationenfolge und der Interaktionen mit der Umwelt unberücksichtigt blieben. Dies gelte vor allem, wenn die Kreuzung mit wildwachsenden verwandten Arten nicht ausgeschlossen werden könne. AgE