Im Vergleich zu 2021 kam es zu einem deutlichen Rückgang der wichtigsten Saisonkennzahlen: Der Umsatz liegt mit etwas mehr als 3 Mio Euro deutlich unter dem des Vorjahres (3,5 Mio Euro), während die Absatzmenge bis zum traditionellen Saisonfinale am Johannistag von 750.000 kg (2021) auf rund 767.000 kg sogar leicht gestiegen ist, so Pfalzmarkt eG.
Karl Völcker, Leiter des Spargelbüros bei Pfalzmarkt eG sagt: „Das Ergebnis schmerzt in mehrfacher Hinsicht. Wegen des massiven Preisverfalls bei den Erzeugerpreisen haben die meisten Spargelerzeuger bei Pfalzmarkt eG nach Pfingsten die Notbremse gezogen und die Ernte vorzeitig eingestellt. Ohne diesen – für unsere Erzeuger betriebswirtschaftlich notwendigen – Erntestopp hätten wir locker 20 % bis 30 % mehr Spargel zur Verfügung haben können!“
Die durch den Erntestopp erzielte Angebotsverknappung sorgte dafür, dass sich die Erzeugerpreise bei Spargel in den letzten beiden Handelswochen im Juni etwas erholten. Aufgrund der nicht mehr ausreichenden Erntemengen der Spargelerzeuger bei Pfalzmarkt eG war eine Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels nicht mehr möglich. Es wurden vorwiegend Großmärkte beliefert. 2022 ging die Spargelsaison bei Pfalzmarkt eG – im Vergleich zum durchschnittlichen Verlauf der vergangenen Jahre – rund eine Woche früher zu Ende. Am 16. Juni war das Spargelgeschäft auf der Handelsplattform in Mutterstadt geräumt.
Im Frühjahr waren die Vorzeichen für die Saison noch sehr gut gewesen. Ein milder Winter mit wenig Frost und ausgeruhte Kulturen standen für frühzeitiges Wachstum und ließen gute Erträge erwarten. 2022 begann die Ernte der ersten „Pfälzer Frühlingsspargel“ bei Pfalzmarkt eG so früh wie lange nicht mehr: Im Vergleich zum Vorjahr startete Deutschlands Marktführer für selbst erzeugtes Obst und Gemüse Mitte März etwa drei Wochen eher in die Spargelsaison.
Was dem „Frühstart beim Spargel“ zuwiderlief war, dass spanischer und griechischer Spargel relativ spät und damit nahezu zeitgleich mit dem frühen Angebot aus der Pfalz auf den deutschen Markt kamen. Das sorgte für ein anhaltendes Überangebot in den Supermärkten und führte zu einem massiven Preisverfall bei den Erzeugerpreisen. Besonders katastrophal war die Situation bundesweit bei Grünspargel. Da drei große Ketten nur ausländische Ware anboten, hatten Verbraucher hier keine Wahl, sich für besonders frischen und nachhaltigen grünen Spargel aus heimischem Anbau zu entscheiden. Der Krieg in der Ukraine sowie Dauermeldungen über Preissteigerungen verunsicherten außerdem die Verbraucher.
Die Konsumlaune beim vermeintlichen „Luxusprodukt“ Spargel wurde gebremst. Zudem griffen viele Verbraucher verstärkt auf vermeintlich günstige Auslandsware zurück. Die durchschnittlichen Erzeugerpreise für Spargel lagen bis Ende Mai konstant unter denen des Vorjahres. Der Kostendruck, der – angesichts der explodierenden Kosten für Diesel, Dünger und Verpackungen etc. – auf den Erzeugerbetrieben von Pfalzmarkt eG lastete und weiterhin lastet, ist immens. Karl Völcker erklärt weiter: „Dies führte zu einer unbefriedigenden Ertragslage, denn eigentlich hätten die Erzeuger zur Kostendeckung des Zusatzaufwands rund 30 % höhere Erzeugerpreise beim Spargel erzielen müssen!“
Bei Pfalzmarkt eG zogen nach Pfingsten viele der 30 Spargelerzeuger die Reißleine und stellten die Ernte ihrer Kulturen komplett ein. Auch für Erzeuger mit Hofladen war 2022 ein schwieriges Spargeljahr. Während in den beiden Jahren zuvor viele Verbraucher bspw. den pandemiebedingten Lockdown dazu nutzen, um direkt beim Erzeuger einzukaufen, bremsten die Kraftstoffpreise auf Rekordhoch diesen positiven Trend im Frühjahr. „Die Folgen für das kommende Anbaujahr sind jetzt noch nicht vollständig absehbar. Bleibt es – auch über andere Kulturen – bei der unbefriedigenden Preisentwicklung für die Erzeuger, gehen wir von einem Rückgang der Anbaufläche aus“, sagt Karl Völcker.