Konkrete Vorstellungen, wie die österreichischen Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft ihre Pflanzen gesund erhalten und eine hohe Versorgungssicherheit mit hochwertigen Lebensmitteln gewährleisten können, hat jetzt die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) vorgelegt. Entstanden ist die Vision „Gesunde Pflanze“ im Zuge von drei Runden Tischen und einer weiteren Veranstaltung.
Beteiligt an der Erstellung waren 40 Vertreter von 22 agrarischen Organisationen und Fachmedien. Laut dem stellvertretenden IGP-Obmann Karl Neubauer gibt die aktuelle Situation für die Landwirte wenig Grund für Optimismus. Der Klimawandel und ein steigender Druck durch Schaderreger gefährdeten die Grundlagen der Lebensmittelproduktion. Gleichzeitig gebe es im Ackerbau nurmehr 150 Wirkstoffe und damit kaum ausreichend Wirkmechanismen für ein effizientes Resistenzmanagement und eine Kontrolle der Schaderreger. Nun brauche es einen ganzheitlichen Blick und zukunftsorientierte Ziele, hob Neubauer hervor.
Mit der Vision liege eine Diskussionsgrundlage für den Pflanzenbau und für einen positiven Agrardiskurs auf dem Tisch, die zeige, wie eine echte nachhaltige Produktion gelingen könne. Der Obmann- Stellvertreter lud alle agrarischen Organisationen ein, sich zu beteiligen, um die Vision weiterzuentwickeln und gemeinsam mit Leben zu erfüllen. Der ehemalige Wiener Landwirtschaftsminister und Präsident der burgenländischen Landwirtschaftskammer, Nikolaus Berlakovich, unterstrich die Bedeutung einer breiten Kommunikation: „Mit dieser Vision sind wir von fachspezifischen Begriffen zu einer einfachen Sprache gekommen und hin zu dem, worum es eigentlich geht - die Produktion gesunder Lebensmittel und unseres Essens“. Der Prozess müsse nun in die Breite getragen werden, insbesondere auf EU-Ebene. Große Wissenschaftsskepsis Der Molekularbiologe Martin Moder attestierte auf der Veranstaltung den Österreichern ein fehlendes Vertrauen in die Wissenschaft. Diese Wissenschaftsskepsis habe auch negative Auswirkungen auf die öffentliche Debatte über die Landwirtschaft. „Man kann noch so tolle Innovationen haben, aber wenn die Menschen sie von Grund auf ablehnen, wird dies zu einem grosen Problem für uns alle“, erklärte der Wissenschaftler. Es sei die Forschung, die wesentlich dazu beigetragen habe, dass sich die Landwirtschaft in den letzten Jahrhunderten zum Positiven verändert habe, hob Moder hervor. Aus wilden Gewächsen seien Kulturpflanzen entstanden, die heute die Grundlage der menschlichen Ernährung bildeten. Wissenschaft, Forschung und Entwicklung seien eng mit der Landwirtschaft verbunden, und das schon seit Jahrtausenden. „Dieser Innovationsgeist wohnt der Landwirtschaft inne und sollte auch an die nächsten Generationen weitergetragen werden“, unterstrich der Forscher. AgE