Die Obstbauern am Bodensee erwarten dieses Jahr mit 247.000 t ein Ernteplus von 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Qualität ist sehr gut, mit großen Kalibern, guter Festigkeit und einem ausgewogenen Zucker-Säure-Verhältnis, teilt Obst vom Bodensee mit.
Die Apfelernte am Bodensee hat in den vergangenen Tagen begonnen und seit kurzem werden wieder frische, knackige Äpfel am Bodensee geerntet. „Es ist immer eine große Freude, wenn im Herbst eine so schöne Ernte in den Kisten liegt. Darauf haben die Obstbauernfamilien das ganze Jahr mit viel Herzblut hingearbeitet,“ eröffnet Erich Röhrenbach, welcher gemeinsam mit Thomas Heilig Vorsitzender der Obstregion Bodensee e.V. ist, die Bodensee-Apfelsaison 2024/25 im Auto & Traktor Museum Bodensee in Uhldingen-Mühlhofen.
In seinem Rückblick auf die Saison berichtet der Vorsitzende der Obstregion Bodensee e.V. von einer anspruchsvollen Saison. Dennoch sei es den Obstbauern vom Bodensee gelungen eine hervorragende Ernte an die Bäume zu bekommen. Durch den milden Winter sei die Vegetation früh gestartet und brachte das Risiko von Spätfrösten mit sich, was den Obstbauern angespannte Nächte Ende April bescherte. Glücklicherweise kam es durch den mit Wolken bedeckten Himmel am See zu keinen allzu kritischen Temperaturen und die Bodenseeregion wurde – im Gegensatz zu anderen Anbaugebieten in Deutschland - von Frostschäden größtenteils verschont. Es folgte ein sehr nasses Jahr mit ständigen Regenfällen. Dies brachte einerseits ausreichend Wasser für ein gutes Wachstum der Früchte und damit schöne Größen der Äpfel. Andererseits hatten die Betriebe auch mit Unwetter, teils mit Hagel, sowie Hochwasser und schwer befahrbaren Obstanlagen zu kämpfen.
Regionales Obst sichert gesunde Ernährung
Röhrenbach betont in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit eines professionellen Obstbaus mit guten Schutzsystemen, wie Hagelnetzen, Pflanzenschutz und Bewässerungsmöglichkeiten, zur Sicherung einer guten Versorgung der Bevölkerung mit heimischem Obst. „Durch das Können der Obstbäuerinnen und Obstbauern, die professionellen Schutzsysteme und etwas Glück, das man bei der Arbeit mit der Natur immer braucht, ist es wieder gelungen eine super Ernte sicherzustellen,“ erklärt der Vorsitzende und rief dazu auf, beim Einkauf auf die heimische Herkunft zu achten. Neben den kurzen Transportwegen, welche sich positiv auf die CO2-Bilanz auswirken und der Förderung der Biodiversität durch die Obstbauernfamilien, trägt dies auch zum Erhalt der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in unserer Region und zur Pflege unserer schönen Kulturlandschaft bei.
Die für Herbst 2024 geschätzte Erntemenge an Äpfeln vom Bodensee beträgt 247.000 t. Damit liege die Ernte um 13 % über der Menge des Vorjahres sowie über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Somit liege die Erntemenge am Bodensee sogar etwa 20.000 t über der Schätzung für Norddeutschland. Für Deutschland insgesamt wird eine erwartete Apfelmenge auf 793.000 t geschätzt, was einem Minus von etwa 16 % zum Vorjahr entspricht. Europaweit wird eine Apfelproduktion von insgesamt 10,2 Mio t (- 11 %) erwartet.
Im Gegensatz zum Bodensee, wo die Ernte im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden konnte und eine große Menge erwartet wird, fällt die deutsche sowie auch die europäische Erntemenge aufgrund von Frostereignissen und der diesjährigen Witterung geringer aus als im Vorjahr. Die höchste Einzelmenge in der Bodensee-Schätzung besitze die beliebte Sorte Elstar mit knapp 46.000 t, gefolgt von Gala Royal mit etwa 36.000 t sowie Braeburn mit 30.000 t. Die drei Sorten der Jona-Gruppe (Jonagold, Jonagored, Red Jonaprince), die vorwiegend in der zweiten Hälfte der Saison vermarktet werden - hängen am Bodensee mit plus 8 % und damit gut 60.000 t in den Apfelanlagen am Bodensee. Die sogenannten Clubsorten (insb. Kanzi®, KIKU®, Evelina®, Cameo®, Greenstar®, Fräulein®, SweeTango®, Rockit®, Magic Star®) stehen mit einem Plus von 12 % mit stattlichen 50.000 t zur Ernte an. „Mit der quantitativ und qualitativ guten Ernte am Bodensee treffen wir deshalb auf einen aufnahmefähigen deutschen Markt und können kontinuierlich und verlässlich qualitativ hochwertige Äpfel aus heimischer Produktion anbieten,“ berichte Dr. Egon Treyer, Geschäftsführer der Marktgemeinschaft Bodenseeobst e.G.
Aufgrund der frühen Vegetation dieses Jahr ist der Erntebeginn ein paar Tage früher als in anderen Jahren. Die Festigkeit der Äpfel ist gut, mit guten Zuckerwerten und einem ausgewogenen Zucker-Säure Verhältnis, für welches die Bodenseeregion bekannt ist. Durch die nun erwarteten üblichen Temperaturunterschiede - tagsüber warm und nachts kühl – bekommen die Äpfel auch eine sehr schöne Ausfärbung. Für die ökologische Apfelproduktion am Bodensee werden rund 22.500 t (+15 %) Tafeläpfel erwartet, was knapp 11 % Anteil an der gesamten Apfelproduktion im Bodenseegebiet ausmacht. In Europa stehen mit nur 182.000 t geschätzten Tafeläpfeln -16 % zum Vorjahr zur Verfügung.
Ungleiche Wettbewerbsbedingungen für deutschen Obstanbau
Neben dem optimistischen Blick auf den Markt berichtete Erich Röhrenbach auch von aktuell schwierigen Rahmenbedingungen für den deutschen Obstbau. Schon jetzt überfordere der gesetzliche Mindestlohn die Wirtschaftlichkeit in den handarbeitsintensiven Sonderkulturen. Eine weitere deutliche Erhöhung, deren Diskussion im kommenden Wahlkampf erwartet wird, ist ohne Sonderregelung für viele Betriebe nicht zu stemmen. Die liege insbesondere an den ungleichen Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zur Konkurrenz aus bspw. Polen oder Italien, wo der gesetzliche Mindestlohn etwa halb so hoch ist, bzw. es in Italien gar keinen gibt. Die Verkaufspreise bilden sich jedoch im europäischen Wettbewerb. Mit einem Selbstversorgungsgrad von nur 57 % bei Äpfeln ist Deutschland für europäische und nicht-europäische Länder ein Schlüsselmarkt und die heimischen Äpfel mit ihren Mehrwerten stehen in ständiger Preiskonkurrenz zu günstigeren Angeboten.
Ehrengast Ministerialdirektorin Isabel Kling vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz betonte die Bedeutung des Bodensee-Obstbaus für die Eigenversorgung mit gesundem Obst. Auch lobte sie die sehr gute Zusammenarbeit mit den Obstbauern sowie dem Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee im Projekt „FAIRDI“, welches das Ministerium weiterhin finanziell fördert. „Die Bodenseeregion zählt zu den klimatisch weltbesten Anbaugebieten für aromatisches Obst. Wir in Baden-Württemberg setzen auf Regionalität von Lebensmitteln, und daher sind wir stolz auf die Arbeit unserer Obstbäuerinnen und Bauern im Land. Sie prägen durch ihre Arbeit nicht nur unsere herrliche Landschaft. Sie pflegen dadurch auch die Natur, helfen das Klima und die Artenvielfalt zu schützen und produzieren darüber hinaus noch hervorragende Lebensmittel. Wir stehen an der Seite der Obstbäuerinnen und Obstbauern und schaffen die Rahmenbedingungen, die dem Obstbau in Baden-Württemberg eine Zukunft geben“, sagt die Ministerialdirektorin, Isabel Kling.