Freiland oder Tunnel? Hier scheiden sich sowohl beim Verbraucher als auch bei den Erzeugern die Geister, was die bevorzugte Anbau-Art von Beeren, Früchten oder Spargel sein sollte.
Am Beispiel der Erdbeeren erläutert Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer, im Gespräch mit dem Landvolk-Pressedienst die Vorzüge des Einsatzes von Folien. „Die Kunden können die ersten heimischen Erdbeeren bereits im April kaufen. Früchte aus der Region sind folglich länger erhältlich“, so der Experte. Unter Folien gewachsene Erdbeeren könnten nicht durch Regen oder Sonnenbrand geschädigt werden und sind dadurch nach dem Kauf länger haltbar.
Aus dem niedersächsischen Freilandanbau kommen immer weniger Erdbeeren. Die ertragsfähige Freilandfläche in Niedersachsen wird seit Jahren kontinuierlich verringert, zuletzt im Vergleich zu 2022 weiter um 8,6 % auf rund 2.400 ha, so das Landesamt für Statistik. Stattdessen weiten die niedersächsischen Erzeugerinnen und Erzeuger den Anbau unter begehbaren Schutzabdeckungen, teilweise auf mehreren Etagen, immer weiter aus. „Sogar in verregneten Phasen sind die Früchte so immer in bester Qualität verfügbar“, erklärt Eickhorst. Dank des Anbaus unter Folien könnten die Bauern mehr Erdbeeren je Hektar (ha) ernten und die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer seien auch besser (Pflücken im Stehen, keine Wettereinflüsse). Durch den frühen Start der heimischen Erdbeerzeit müssen die Verbraucher nicht zu Einfuhrware greifen: „Importierte Erdbeeren sind häufiger mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet, werden seltener auf ihre Qualität kontrolliert und sind auch ökologisch betrachtet deutlich nachteiliger.“
Unkraut kann unter den Folien nicht wachsen, so nimmt die mechanische und chemische Unkrautbekämpfung ab. Auch vor Pilzsporen im Boden werden die Pflanzen und ihre Früchte durch die Folien geschützt und müssen deutlich seltener mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Unter den Folien bleibt es gleichmäßig feucht, wodurch die Anbauer ihre Erdbeerpflanzen weniger bewässern müssen. Die Bodenerwärmung durch die Folien verbessert die Bodenaktivität und steigert dadurch das Pflanzenwachstum und den Flächenertrag. Mulchfolien verhindern ein Verschmutzen der Erdbeeren mit Boden. Vliese (aus Polypropylen) schützen die Erdbeerpflanzen wirksam vor Frostschäden, es sind keine Heizungsanlagen in Gewächshäusern oder Tunneln nötig. In den Tunneln können Nützlinge für den Pflanzenschutz und zur Bestäubung der Blüten – wie zum Beispiel Hummeln – gezielt eingesetzt werden. Da die Früchte und Blätter weniger feucht werden, breiten sich in den Tunneln seltener Pilzkrankheiten aus. Die Anbauer können auf viele Fungizide verzichten.
„Durch die große Unabhängigkeit vom Wetter können die Anbauer den Reifezeitpunkt und die Ernte der Erdbeeren in den Tunneln exakter steuern“, erläutert Eickhorst. So können sie beispielsweise späte Ernten besser terminieren, das entlastet den Markt in der Hauptsaison. Für heimisch erzeugte Erdbeeren werde etwa ein Drittel weniger CO2 verbraucht als bei importierten Früchten. „Und auch ausgefeilte Rücknahmesysteme für die Folien sind ein wichtiger Faktor, um Emissionen zu reduzieren“, macht Fred Eickhorst abschließend deutlich.