Neue Untersuchungen haben ergeben, dass die derzeitigen internationalen Pflanzenschutzmittel-Teststandards, die auf der Biologie der Honigbiene basieren, nicht ausreichend auf die einheimische Bienenpopulation Neuseelands übertragen werden können, teilt Plant & Food Research mit.
Insbesondere bei einer Bienenart wurde festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit, an der Einwirkung bestimmter Pflanzenschutzmittel zu sterben, 194 Mal höher ist als bei Honigbienen.
Felicia Kueh Tai, die vor kurzem an der Plant & Food Research-University of Auckland Joint Graduate School promoviert hat, verglich, wie Leioproctus paahaumaa, eine einheimische, solitär am Boden nistende Bienenart, und A. mellifera auf orale und Kontakt-Bioassays mit zwei Agrarchemikalien reagierten: das Neonicotinoid Imidacloprid und das Organophosphat Dimethoat. Die Ergebnisse zeigten, dass L. paahaumaa bei oraler Aufnahme des Neonicotinoids Imidacloprid 36-mal empfindlicher und bei Kontaktaufnahme 194-mal empfindlicher war als A. mellifera. Diese unterschiedliche Empfindlichkeit wurde bei dem Organophosphat Dimethoat nicht beobachtet.
Derzeit werden Pflanzenschutzmittel-Risikobewertungen für andere wirbellose Bestäuber als Honigbienen nicht berücksichtigt, was eine erhebliche Lücke im Verfahren darstellt. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen „Sicherheitspuffer“ vorgeschlagen, der davon ausgeht, dass Nicht-Apis-Bienen nicht mehr als zehnmal so empfindlich auf das Agrarchemikalie reagieren wie Apis-Bienen (Honigbienen). Die Studie ergab jedoch Ergebnisse, die diesen Puffer deutlich überschreiten.
Pflanzenschutzmittel-Risikobewertungen sind kritische Beurteilungen, die durchgeführt werden, um die Sicherheit von agrarchemischen Substanzen für die Umwelt und lebende Organismen zu bestimmen, bevor sie auf den Markt kommen. Apis mellifera (die europäische Honigbiene) wird aufgrund ihres bedeutenden wirtschaftlichen Beitrags durch Bestäubung und Honigproduktion als Standard für die Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln für wirbellose Bestäuber verwendet.
Für Imker und Landwirte sei das Verständnis dieser Bewertungen von entscheidender Bedeutung, da sie sich direkt auf die Bienengesundheit und das allgemeine ökologische Gleichgewicht auswirken, das die Bestäubung und Produktion von Nutzpflanzen unterstützt.
Bei einem Standardtest wird eine Gruppe von Honigbienen einer bekannten Menge einer Agrarchemikalie ausgesetzt, um die LD50 (tödliche Dosis von 50 %) zu bestimmen - den Punkt, an dem die Hälfte der Bienen stirbt. Wird ein minimales Risiko festgestellt, kann das Agrarchemikalie ohne weitere Tests zugelassen werden. Gibt der erste Test Anlass zu Bedenken, sind umfassendere Halbfeld- und Feldtests erforderlich.
Im Rahmen dieser Forschung wurde auch eine verbesserte Methode für orale Toxizitätstests entwickelt, die sicherstellt, dass jede Biene eine genaue Dosis der Chemikalien erhält, was zu wissenschaftlich genaueren Ergebnissen führt. Im Gegensatz zu den derzeitigen Standards, bei denen eine gemessene Dosis auf eine Gruppe von Honigbienen angewandt wird, berücksichtigt diese Methode die Unterschiede in der Menge, die jede einzelne Biene aufnimmt, und ermöglicht die Prüfung von Solitärbienen.
Soweit dem Forscherteam bekannt ist, ist dies die erste Studie, in der die akute orale Toxizität und die Kontakttoxizität von Pflanzenschutzmitteln bei Honigbienen und solitären bodenbrütenden Bienen verglichen werden. Sie zeigt, dass verschiedene Bienen unterschiedliche Toleranzen gegenüber verschiedenen Chemikalien haben. Dies unterstreicht, dass Tests an Honigbienen allein nicht ausreichen, um die biologische Vielfalt von Insekten zu schützen, nicht nur in Neuseeland, sondern weltweit. Die Studie ist zwar nicht endgültig, unterstreicht aber die dringende Notwendigkeit, künftige Risikobewertungsprotokolle zu standardisieren und die Vielfalt der untersuchten Bienenarten über Honigbienen hinaus zu erweitern.