Wissenschaftler der Wageningen University & Research (WUR) haben bei ihren Forschungen zur Landwirtschaft im Weltraum eine wichtige Entdeckung gemacht. Die Anwendung von Mischkulturen scheint sich positiv auf das Pflanzenwachstum in dem unfruchtbaren Marsboden auszuwirken. Für die Studie züchteten die Forscher Erbsen, Karotten und Tomaten in einem Mars-Regolith-Simulant.
Regolith ist der Fachbegriff für einen Boden, der keine organischen Bestandteile enthält. Diese Entdeckung ist nach Ansicht der Forscher von großer Bedeutung, da die Anwendung von Mischkulturen in der Weltraumlandwirtschaft zur Selbstversorgung künftiger Kolonien auf dem Mars beitragen könnte.
Die Marsumgebung, die von einem Forscherteam der NASA entwickelt wurde, sei dem echten Marsboden sehr ähnlich. Sie wird von der NASA selbst verwendet, um die Fahrzeuge zu testen, die auf Marsmissionen gehen.
Die Anwendung von Mischkulturen könnte den Forschern zufolge die lokale Produktion von frischen Lebensmitteln bei Erkundungsmissionen auf fremden Planeten grundlegend verändern. Sie kann die Nahrungsmittelsicherheit und Selbstversorgung einer Marskolonie erhöhen, was für die Unabhängigkeit der Kolonie und für die Zukunft einer langfristigen menschlichen Besiedlung auf dem Mars, unserem Mond und darüber hinaus von entscheidender Bedeutung ist.
“Außerdem kann die gesamte Technologie, die wir für eine autarke Kolonie auf dem Mars entwickelt haben, direkt zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Systeme hier auf der Erde eingesetzt werden”, sagt die leitende Forscherin Rebeca Gonçalves. “Heute sind 40 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Erde durch menschliche Aktivitäten oder den Klimawandel geschädigt, wovon etwa 1,5 Mrd Menschen weltweit betroffen sind. Die Weltraumlandwirtschaftsforschung kann wertvolle Erkenntnisse für widerstandsfähige landwirtschaftliche Praktiken auf der Erde liefern, insbesondere für die Wiederherstellung trockener und geschädigter Böden.”
Gonçalves sieht daher Chancen für die Bewältigung landwirtschaftlicher Probleme auf der Erde: “Ich glaube, dass diese Art von Forschung ein großes Potenzial hat, unkonventionelle Lösungen zu liefern, die einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels und zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit der Menschen weltweit leisten können. Was wir aus dem Anbau von Nutzpflanzen auf dem Mars lernen, lässt sich praktisch und direkt auf die Landwirtschaft auf der Erde übertragen. Wenn wir herausfinden, wie wir ausgelaugte Böden wiederherstellen und gleichzeitig ein effizientes, autarkes Nahrungsmittelproduktionssystem entwickeln können - genau das, worauf sich die Marslandwirtschaftsforschung konzentriert -, können wir zwei Probleme auf einmal lösen.”