„Pflanzenschutz ist unverzichtbar“ – dieser Satz ist Volker Hahn, Vorsitzender des Landvolkkreisverbandes Hannover wichtig.
Verdeutlichen kann er dies – so teilt der Landvolk Pressedienst (LPD) mit – in diesem Jahr besonders eindrucksvoll auf zwei nebeneinander liegenden Kartoffelfeldern, bei dem die eine Hälfte der Pflanzen so stark von der Kraut- und Knollenfäule befallen ist, dass sie ihre Blätter bereits abgeworfen hat. „Wenn das Laub abgestorben ist, wird die Entwicklung der Pflanzen unterbrochen und das Wachstum der Kartoffelknollen kommt zum Stillstand“, erläutert der Landwirt aus Neustadt am Rübenberge die biologischen Vorgänge.
Auch in anderen Regionen Niedersachsens sehen die Kartoffeläcker zum Teil dramatisch aus. „Das habe ich in zehn Jahren nicht gesehen“, bestätigt Thorsten Riggert, Vorsitzender des Pflanzen-Ausschusses im Landvolk Niedersachsen. Sogar in einer absoluten „Profi-Region“ was den Kartoffelanbau angeht, wie dem Landkreis Uelzen, in der auf Sortenwahl, Fruchtfolge und Hygiene penibel geachtet wird, ist der Druck immens. „Es fehlen uns einfach die Wirkstoffe, um die Pflanzen konsequent zu schützen“, bedauert Riggert. Durch die extrem feuchte Witterung sei der Pilzdruck in der Luft stark angestiegen, und die Kraut- und Knollenfäule habe leichtes Spiel mit den verletzlichen Pflanzen. Denn durch die wiederholte Anwendung einer bereits stark eingeschränkten Auswahl an Pflanzenschutzmitteln in Verbindung mit reduzierten Aufwandsmengen ist es bereits zu Resistenzen unter den Pilzen gekommen.
Die Folge: „Die Kartoffeln bringen keinen Ertrag, im Extremfall verfaulen sie sogar in der Erde“, sagt Hahn. Das Landvolk Niedersachsen fordert daher mit Blick auf das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die Möglichkeit, weiterhin witterungsangepasst mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten zu dürfen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium orientiert sich mit dem Zukunftsprogramm an der Farm to Fork-Strategie der EU, die eine Halbierung der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 vorsieht.
„Es nützt doch nichts, feste Zahlengrößen als Verringerungsziel zu verkünden, wenn dabei die Ernte auf dem Acker verfault“, stellt Hahn klar. Auch in der gesunden Hälfte des Ackers, die regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde, findet er mittlerweile kleine Stellen an den Blättern, die mit der Kraut- und Knollenfäule befallen ist. „Wenn wir keine Pflanzenschutzmittel ausbringen, sieht es hier in zehn Tagen genauso aus wie nebenan“, lautet seine Erfahrung.
In einem Video zeigt Hahn sehr deutlich, wie sich die gesunden Kartoffeln in der Erde im Vergleich entwickelt haben, beziehungsweise wie stark verfault und klein die Knollen unter den kranken Pflanzen aussehen. „Ich denke, wir müssen uns bewusst sein, dass jedes Jahr unterschiedlich ist und dass wir der Vegetation und der Witterung entsprechend reagieren müssen, um sichere und vor allem qualitativ hochwertige und verwertbare Erträge ernten zu können“, sagt Hahn und wiederholt die wichtigste Voraussetzung dafür: „Pflanzenschutz.“