Dank sehr guter Witterungsbedingungen konnten die Landgard-Mitgliedsbetriebe im Westen Deutschlands 2022 bereits Ende März mit der Ernte von Erdbeeren aus dem Treibhausanbau starten. „Seit Ende April sind im Handel auch frische Erdbeeren aus westdeutscher Tunnelproduktion erhältlich“, erklärt Arthur Heinze, Vertriebsleitung Obst bei der Landgard Obst & Gemüse GmbH & Co. KG.
Der weitere Verlauf der Erdbeersaison sei wie jedes Jahr vor allem vom Wetter abhängig. „Gerade um die Eisheiligen herum sind Kapriolen wie Frost oder Hagel ja nie ganz ausgeschlossen. Wenn wir aber davon verschont bleiben, können wir uns ab Mitte Mai nicht nur über die ersten Freilanderdbeeren aus dem Rheinland freuen, sondern auch über einen optimalen Saisonstart, sowohl was Mengen als auch Qualitäten angeht“, so Heinze weiter.
Im Betrieb von Volker Janssen werden auf 13 ha, davon 5 ha unter Glas und geheizt, 4 ha ungeheiztes Foliengewächshaus und 4 ha Folientunnel, zwischen April und Dezember durchgehend Erdbeeren geerntet und über Landgard vermarktet. Hinzu kommen 6 ha für die Jungpflanzenproduktion. 2021 ist der Betrieb auf eine Produktionsmenge von knapp 950 t Erdbeeren gekommen. Bei der Produktion stehen die beiden Sorten Elsanta und Malling Centenary im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden auch immer wieder neue Sorten getestet, so Landgard.
„Die beiden Corona-Jahre waren trotz aller Einschränkungen und Auflagen förderlich für den Erdbeer-Absatz. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben Wert auf regionale Produktion sowie gute und frische Lebensmittel gelegt und waren auch bereit, dafür Geld auszugeben. Inzwischen verschiebt sich der Fokus schon wieder dahin, dass mehr Geld für Reisen ausgegeben wird. Und durch den Krieg in der Ukraine kommt eine allgemeine Konsumzurückhaltung hinzu“, so Volker Janssen.
Gleichzeitig seien die Produktionskosten durch Preissteigerungen in Bereichen wie Mindestlohn, Substrate, Dünger, Energie und Treibstoff um gut ein Drittel gestiegen. Da die höheren Kosten nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben werden, steige der Preisdruck für die Betriebe automatisch weiter an. „Hier trifft eine unvermindert hohe Produktionsmenge auf eine geringere Nachfrage. Diese Entwicklung werden einige Betriebe vermutlich nicht überstehen, wodurch der Strukturwandel in der Landwirtschaft hin zu weniger, dafür aber größeren Betrieben zusätzlich befeuert wird“, sagt Volker Janssen. Auch die Vorgabe des LEH, dass in landwirtschaftlichen Produkten lediglich fünf Wirkstoffe nachgewiesen werden dürfen, stelle laut Janssen ein Problem für die Betriebe dar. „Diese Auflage schränkt unsere Handlungsmöglichkeiten im Anbau deutlich ein. Darunter leiden auch die Qualitäten, wenn es darum geht, auf Pflanzenkrankheiten angemessen reagieren zu können.“
Die hohen Energiepreise könnten, so Janssen weiter, perspektivisch zu einer Abkehr vom Anbau in geheizten Gewächshäusern führen. „Dadurch würde sich das Zeitfenster, in dem Erdbeeren aus Deutschland im Handel zur Verfügung stehen, zwangsläufig verkürzen“, vermutet er.