Er geht, aber noch nicht so ganz: Vor seinem endgültigen Ruhestand wird Prof. Dr. Wilhelm Jelkmann am 25. Juni noch ein letztes Mal einen Tag der offenen Tür an „seinem Standort“ begleiten. Und auch den Bundeslandwirtschaftsminister möchte er noch persönlich begrüßen, wenn dieser am 21. Juli zum offiziellen Einweihungstermin für den Institutsneubau nach Dossenheim reist. Beiden Terminen kann Jelkmann jedoch ab jetzt mit einer gewissen Gelassenheit entgegenblicken, denn nach knapp 35 Jahren im Dienst der Ressortforschung des Bundes, davon 25 Jahre in leitender Position, blickt er auf etliche Forschungsleistungen und berufliche Erfolge zurück, so das Julius Kühn-Institut (JKI).
Der Experte für Obstkrankheiten begann seine Laufbahn an der Vorgängereinrichtung des heutigen Julius Kühn-Instituts, an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, kurz BBA. Jelkmann ist von Haus aus Virologe und startete im Rahmen seiner Doktorarbeit mit dem Nachweis von Erdbeer-Virosen. Rasch kamen Viruskrankheiten weiterer Obstarten hinzu, u.a. von Himbeeren, Äpfeln, Kirschen und Pflaumen (Scharka-Krankheit). Durch intensive Sequenzierungsarbeiten und mit Hilfe der Bioinformatik gelangen dem Forscher in den 1990er Jahren etliche Erstnachweise verschiedener Virusarten. Über die Mitarbeit in europäischen Organisationen weitete sich die Expertise des Forschers auf Schaderreger an Zitrusfrüchten, Reben, Oliven und Walnuss aus. Als neueste Kultur bereichert seit einigen Jahren auch der Sanddorn das Portfolio. Die Ursachen des Sanddornsterbens sind bis dato nicht hinreichend geklärt.
Jelkmann, der sich an der Universität Heidelberg habilitierte, lehrt hier seit 1998 im Fach Botanik und trägt seit 2005 den Titel eines außerplanmäßigen Professors. In seiner Zeit als Institutsleiter betreute er Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdocs nicht nur aus Deutschland, sondern über internationale Kooperationen auch aus Russland, Italien, Spanien, England, Kanada, China, Finnland, Frankreich und Australien.
Zu den wichtigen Meilensteinen im Wirken Prof. Jelkmanns als Vertreter einer Bundesbehörde zählte in den 1990ern die wissenschaftliche und administrative Begleitung der „Verordnung über das Inverkehrbringen von Anbaumaterial von Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenarten“ bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Seit 1990 leitet er die „Arbeitsgemeinschaft Muttergärten und Obstpflanzenzertifizierung (AGMOZ)“. Über zehn Jahre wirkte er zu Angelegenheiten der Pflanzengesundheit als Vertreter des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im „EPPO-Panel on Certification of Pathogen-tested Fruit Crops' sowie später im „EPPO-Panel Diagnostics in Virology and Phytoplasmology'.
Seit langem erforscht Jelkmann außerdem den Erreger des Feuerbrands, das Bakterium Erwinia amylovora. Er organisierte regelmäßige Fachgespräche und koordinierte wissenschaftlich die „Strategie des BMELV zur Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau ohne Antibiotika'. Ebenso arbeitet der Virologe an zahlreichen Verordnungen, Richtlinien und Gesetzesvorlagen mit.
Seit 2008, nachdem die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) im JKI aufgegangen war, führte Jelkmann die beiden Institutsteile Pflanzenschutz im Obstbau (Dossenheim) und Rebschutz (in Bernkastel-Kues bzw. Siebeldingen) erfolgreich zusammen. In Siebeldingen entstand bis 2013 ein neues Laborgewächshaus. Zeitgleich begannen die Planungen für das neue Büro- und Laborgebäude am Standort Dossenheim und den zugehörigen Gewächshauskomplex. In dem 2021 fertiggestellten Gebäude residieren seit August das von Jelkmann geleitete Institut und seit dem Frühjahr 2022 das vormals in Darmstadt ansässige Fachinstitut für Biologischen Pflanzenschutz.