Eine neue Studie der Universitäten Halle und Göttingen zeigt, dass Ökolandbau und Blühstreifen die Gesundheit von Honigbienen fördern. In deren Nähe wachsen die Völker stärker und sind insgesamt gesünder. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass die Insekten dort ein vielfältiges Nahrungsangebot haben und weniger durch Pflanzenschutzmittel belastet sind.
Das Team wertete den Universitäten zufolge Daten von 64 Bienenvölkern aus, von denen jeweils vier Kolonien im Zentrum von 16 Landschaften in Südniedersachsen aufgestellt waren. Jedes Untersuchungsgebiet hatte unterschiedliche Flächenanteile an ökologisch bewirtschafteten Feldern, Blühstreifen und naturnahen Lebensräumen. Anschließend erfassten die Forschenden die Entwicklung der Bienen über fast ein Jahr. Sie analysierten u.a. das Wachstum der Kolonien sowie den Befall durch Parasiten. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Varroa-Milbe: Sie zählt zu den gefährlichsten Honigbienenschädlingen und kann für Bienen tödliche Viren übertragen. Zum Schluss untersuchte das Team den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Bienenvölker, ihrem Gesundheitszustand und den Flächenanteilen der drei Landnutzungstypen.
Die ökologische Landwirtschaft hatte den größten Effekt: Je höher ihr Flächenanteil war, desto kleiner war die Belastung der Bienenvölker mit Parasiten, was zu einem besseren Wachstum der Völker führte. Als ein Grund vermuten die Forscherinnen und Forscher, dass im Ökolandbau weniger Pflanzenschutzmittel und dafür andere Maßnahmen für den Pflanzenschutz zum Einsatz kommen. Auch Blühstreifen hatten Vorteile für die Honigbienen: Die Zahl der Varroa-Milben in Gebieten mit vielen Blühstreifen war geringer. Das könnte daran liegen, dass eine vielfältige Nahrung das Immunsystem der Honigbienen stärkt. Mehrjährige naturnahe Lebensräume fördern zwar die Artenvielfalt und bieten Lebensraum für viele Tiere, hatten aber in der Studie für Honigbienen eher Nachteile: Größere Flächenanteile bedeuteten in der Regel einen höheren Befall mit Varroa-Milben. Und die Flächen sind anders als Blühstreifen nicht darauf ausgelegt, kontinuierliche Nahrungsangebote für Honigbienen und andere Bestäuber zu liefern.
„Viel Ökolandbau und zahlreiche Blühstreifen fördern nicht nur das Wachstum der Honigbienenvölker durch mehr Blüten und weniger Belastung durch Pflanzenschutzmittel, sondern verringern auch die Gefährdung der Völker durch die Varroa-Milbe und übertragene Krankheitserreger“, erläutert Prof. Dr. Catrin Westphal, Agrarökologin an der Universität Göttingen. „Durch unsere fachübergreifende Zusammenarbeit und die Kombination von agrarökologischen und genetischen Methoden können wir eindrucksvoll zeigen, dass das Management von Agrarlandschaften komplexe Auswirkungen auf die Entwicklung von Honigbienenvölkern, aber auch auf ihren Gesundheitszustand hat“, so Westphal. Die Erkenntnisse der Studie könnten helfen, das Landschaftsmanagement noch besser auf die Entwicklung und die Gesundheit von Bienen und anderen Bestäubern auszulegen. Denn bisher war nur bekannt, dass höhere Anteile an ökologischer Landwirtschaft, mehr Blühstreifen und naturnahe Landschaften in der Nähe von Äckern positive Effekte auf verschiedene Tier- und Pflanzenarten haben. Wechselwirkungen zwischen Bienen und ihren Parasiten wurden dagegen bislang nur selten untersucht.