Trockenstresserfahrungen von Pflanzengemeinschaften im artenreichen Grünland erhöhen die Trockenresistenz der Folgegenerationen. Diesen generationenübergreifenden Effekt hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Zürich mit Beteiligung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Universität Leipzig an rund 1.000 experimentellen Pflanzengemeinschaften in Töpfen nachgewiesen.
Die Ergebnisse des achtjährigen Freilandversuchs deuten darauf hin, dass extreme Klimaereignisse, wenn sie Arten nicht vollständig verdrängen, die Beständigkeit der biologischen Vielfalt und das Funktionieren von Ökosystemen in einer Zukunft mit häufigeren Extremereignissen verbessern könnten. Die aus Samen gezogenen Nachkommen dieser Pflanzen überstanden einen erneuten Trockenstress besser als die Kontrollgruppe, deren Vorfahren keinem Trockenstress ausgesetzt waren. Allerdings wurde dieser Effekt nur dann erzielt, wenn die Arten wiederum in Mischungen und nicht in Monokultur wuchsen.
Diese Resultate, die bei mehr als zehn Arten im Vergleich zwischen Monokulturen und Zweiartenmischungen im Gewächshaus gefunden wurden, deuten darauf hin, dass Arten in Mischungen unter Trockenstress evolutive Veränderungen durchmachen, die zu einer verbesserten Resilienz der Mischungen gegenüber zukünftigem Trockenstress führen. Da klimatische Extremereignisse in Zukunft häufiger zu erwarten sind, kommt der Resilienz von Ökosystemen mit hoher Biodiversität eine besonders grosse Bedeutung zu. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass diese Effekte noch verstärkt werden, wenn sich Pflanzengemeinschaften mit hoher Biodiversität über längere Zeit entwickeln können und so evolutive Kräfte positive Biodiversitätseffekte noch verstärken.
Prof. Nico Eisenhauer von der Universität Leipzig, ergänzt: „Die Studie macht auch deutlich, dass wir Biodiversität nicht nur aufgrund der direkten positiven Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit von Ökosystemen schützen sollten, sondern auch, um dieses Anpassungspotenzial an die sich ändernden globalen Umweltbedingungen, insbesondere häufigere klimatische Extremereignisse, zu erhalten.‟
Das Forschungsteam untersuchte auch die möglichen Prozesse, mit denen Pflanzen in Mischungen sich an den jährlich wiederkehrenden Trockenstress anpassen konnten und sich damit auch besser nach zukünftigen Trockenperioden erholen. Die Nachkommen von Pflanzen, die Trockenstress in ihrer Geschichte bereits erfahren hatten, verhielten sich in Mischungen während der Erholungsphase nach dem neuerlichen Trockenstress komplementärer als Nachkommen ohne diese Erfahrung, die wesentlich stärker konkurrierten.