Pflanzenmerkmale werden in der Forschung genutzt, um zu untersuchen, wie sich Pflanzen an veränderte Umweltbedingungen angepasst haben und wie gut sie auf künftige Änderungen – z.B. den Klimawandel - reagieren können. 'Pflanzen bestehen aber nicht nur aus dem Teil über der Erde. Auch den Wurzeln, speziell den Feinwurzeln, kommen wesentliche Aufgaben zu. Sie nehmen etwa Wasser und Nährstoffe aus dem Boden auf. Bislang wurden diese bei der Forschung aber zu wenig betrachtet,' so Dr. Carlos Carmona von der Universität Tartu.
Gemeinsam mit Forschenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie aus Argentinien und Kanada verknüpfte das Team im Rahmen ihrer Studie Daten tausender Pflanzenarten aus der ganzen Welt zu oberirdischen Pflanzenmerkmalen, wie Höhe und die Samengröße, mit denen von Feinwurzeln, z.B. Durchmesser und Stickstoffgehalt. Die Analyse zeigte, dass es keinen Zusammenhang zwischen Merkmalen über und unter der Erde gibt. Pastinaken und Glockenblumen sind sich oberirdisch recht ähnlich, haben aber sehr unterschiedliche Feinwurzeln. Sonnenblumen und Kiefern ähnlen sich in Bezug auf ihre Feinwurzeln, obwohl sie oberirdisch sehr unterschiedliche Eigenschaften haben.
'Das Ergebnis hat uns überrascht, weil es einer gängigen These widerspricht, dass alle Merkmale einer Pflanze aufeinander abgestimmt sind. Es gibt offenbar keinen universalen, einfachen Zusammenhang zwischen allen ober- und unterirdischen Pflanzenmerkmalen', erklärt Carmona.
Die Forschenden regen an, ihre Erkenntnisse als Grundlage für neue Forschungen zu Pflanzen als Ganzes zu nutzen. Sie fordern, die Merkmale von Feinwurzeln bei Vorhersagen über die Entwicklung von Pflanzenarten stärker zu berücksichtigen, um diese verlässlicher zu machen.