Die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen der Bananen-Branche, die traditionell von knappen Preiskalkulationen entlang der gesamten Lieferkette und einem intensiven weltweiten Wettbewerb geprägt ist, haben dafür gesorgt, dass Fairtrade International einen neuen Bananen-Standard ab Juli 2021 einführt. Das Fairtrade-Grundgehalt verpflichtet zertifizierte Bananen-Plantagen dann, ihren Beschäftigten mindestens 70 % eines existenzsichernden Nettolohnes zu zahlen.
„Als existenzsichernd gilt ein Lohn dann, wenn er nicht nur die Mindestkosten für Essen und das eigene Heim deckt, sondern auch die Ausgaben für Gesundheitsversorgung und die Schulbildung der Kinder, und darüber hinaus auch Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben möglich sind“, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Weltweit variiert die Höhe eines solchen Lohnes sehr stark. Das Grundgehalt von Fairtrade sei ein wichtiger Schritt, um diese bestehenden Unterschiede auszugleichen, heißt es weiter. „Denn auch wenn der staatliche Mindestlohn darunterliegt, muss der Lohn auf das Niveau des Fairtrade-Grundgehaltes angehoben werden. Gesenkt werden dürfen Löhne dagegen nicht“, betont Kirner.
Die sogenannte Fairtrade-Prämie erhalten alle Produzentenorganisationen zusätzlich zum Verkaufspreis. Derzeit liegt die Prämie bei einem US-Dollar pro Kiste Bananen, die zu Fairtrade-Bedingungen verkauft werden kann. Die Beschäftigten auf Plantagen entscheiden üblicherweise gemeinsam und in einem demokratischen Prozess, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Gemeinschaftsprojekte die Prämie investiert wird und welche Ziele erreicht werden sollen. „Im Zuge der Standardüberarbeitung müssen in Zukunft aber bis zu 30 % der Fairtrade-Prämie als ‚Cash-Payment‘ an die Beschäftigten ausgezahlt werden, sollte ein existenzsichernder Lohn noch nicht erreicht werden. Auf Wunsch der Arbeiter kann dieser Anteil um weitere 20 % erhöht werden“, so Kirner abschließend. Um gewerkschaftliche Strukturen zu stärken und langfristig Kollektivverträge mit höheren Löhnen für die gesamte Bananen-Branche zu fördern, soll darüber hinaus auch der aktive Dialog zwischen Beschäftigten und Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern weiter forciert werden.