Durch Frühjahrsfröste und ungünstige Witterungsbedingungen während der Blüte fällt die EU-Apfelernte 2024 deutlich geringer als in den Vorjahren aus. Das gilt auch für Deutschland, so dass sich der Konsument auf anziehende Apfelpreise einstellen muss.

Wie in den Vorjahren wird die EU-Apfelernte 2024 durch die extreme Witterung beeinflusst. Allerdings sind diesmal vor allem Deutschland, Polen, Österreich und Belgien betroffen, während die südlicher gelegenen Anbauregionen Italien, Frankreich oder Spanien eine durchschnittliche Warenverfügbarkeit melden. In Summe ist für die Europäische Union eine Apfelproduktion von 10,2 Mio t zu erwarten, damit 1,3 Mio t weniger als im Jahr 2023. So ist es nicht verwunderlich, dass insbesondere die im Norden produzierten Hauptsorten Red Jonaprince/Jonagored, Elstar oder Braeburn ein Angebotsdefizit aufweisen. Sorten, wie Golden Delicious oder Gala, die überwiegend im Mittelmeerraum produziert werden, dürften halbwegs in normalen Mengen geerntet werden. Mit der regional sehr unterschiedlichen Ausgangslage werden sich auch die Warenströme verändern. Durch die schwächere Eigenversorgung dürfte Deutschland 100.000 t Äpfel mehr als üblich importieren, insbesondere aus Italien. Für den deutschen Konsumenten stehen somit ausreichend Äpfel zur Verfügung. Der durchschnittliche Ladenverkaufspreis dürfte aber um 10 % zulegen und in der Regel die Marke von 2 Euro/kg überschreiten. Natürlich wird es weiterhin günstigere Aktionen im Einzelhandel geben, die ein ausreichendes Absatztempo bei den Erzeugerorganisationen gewährleisten.

Äpfel

Image: poravute/AdobeStock

Deutlich kleinere deutsche Apfelernte

Die AMI schätzt die diesjährige deutsche Apfelernte auf knapp 800.000 t, damit eine der schwächsten Ernten in den vergangenen 20 Jahren. Kritisch ist die Ausgangslage für die Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Thüringen, die massiv unter den Nachtfrösten in der letzten Aprilwoche leiden und einen Ausfall von 80 % bis 90 %, z.T. sogar einen Totalausfall, melden. In den genannten Regionen fehlen 100.000 t, dazu melden auch der Norden (Niederelbe) und der Westen Ausfälle von 20 % bis 25 % zum Vorjahr. Lediglich der Süden mit Schwerpunkt Bodenseeregion prognostiziert eine gute Erntemenge. Damit fehlen bundesweit 140.000 t, gegenüber einer „normalen“ Menge sogar 200.000 t Äpfel (-25 %). Die sehr unterschiedliche Warenverfügbarkeit erfordert unter Berücksichtigung der kartellrechtlichen Bestimmungen eine intensive Zusammenarbeit der Regionen.

Gute Startbedingungen

Nach dem starken Absatz in den zurückliegenden Monaten bewegen sich die aktuellen Apfelvorräte auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Übergang zur neuen Ernte wird reibungslos verlaufen, und schon heute wartet der Einzelhandel auf „frische Ware“. Für die ersten Frühsorten werden Spitzenpreise erzielt, marktrelevante frische Lagersorten für die Supermärkte und Discounter werden ab der zweiten Augustwoche folgen. Die Hoffnung der Produzenten auf festere Preise ist berechtigt. Hier muss berücksichtigt werden, dass die Produktionskosten in den vergangenen drei Jahren kräftig angezogen sind und dringend höhere Erlöse erforderlich sind. Ansonsten ist auch der Fortbestand der deutschen Apfelproduktion gefährdet. Der in der Regel auf günstige Einkaufspreise bedachte Einzelhandel scheint dies zumindest bei Äpfeln zunehmend zu beherzigen und möchte damit natürlich auch die Lieferkontinuität für die kommenden Jahre sichern. Die Anbaufläche bei Äpfeln geht in Deutschland langsam zurück, und die zunehmenden Wetterkapriolen zeigen bei der Angebotsmenge Wirkung.

Engpass bei Industrieäpfeln

Die Verarbeitungsindustrie weist beim Apfelsaftkonzentrat und dem Direktsaft auf geringe Bestände hin und ist damit aufnahmefähig für die frische Ernte. Im Herbst erwartet man für Mostäpfel ein sehr hohes Preisniveau, dass sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum nahezu verdoppelt. Ausweichmöglichkeiten, wie das Pressen von Zitrusfrüchten oder Sommerfrüchten, sind ebenfalls kostspielig und verbessern damit die Ausgangslage für Äpfel. Durch die hohen Einkaufspreise dürfte der Einzelhandel mehr auf den Verkauf von Nektaren oder Fruchtsäften ausweichen. Schon jetzt tituliert die Hamburger Verbraucherzentrale bei einem namhaften Hersteller den Verkauf von Apfelsinen-Nektar als Mogelpackung des Monats, wobei sich durch den Zusatz von Wasser zwar der Inhalt der Flasche, aber nicht das Erscheinungsbild der Verpackung verändert hat.

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