Am 15. März 2024 präsentierte der Verein Ernährung-NRW e. V. die fünfte “Lange Nacht der Ernährung” in Meerbusch. Eingeladen waren zu seiner jährlichen Informations- und Netzwerkveranstaltung Mitglieder des Vereins und Interessierte aus Unternehmen, Verbänden und Institutionen aus der nordrhein-westfälischen Enährungswirtschaft, des Lebensmittelhandwerks und Lebensmittelhandels.

Auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft muss die Land- und Ernährungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Herausforderungen meistern. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten heute u. a. eine artgerechte, am Tierwohl orientierte Nutztierhaltung und frische regionale Lebensmittelerzeugnisse mit gesicherter Herkunft für eine gesunde Ernährung. Unternehmen müssen ihre Aktivitäten an Herausforderungen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit anpassen, aber auch an Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie an die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Lebensmitteln.

Lange Nacht der Ernährung 2024

Referenten und den Vorstände von Ernährung-NRW e. V.

Image: Birgit Clausen, Jörg Meyer / Ernährung-NRW e. V.

Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen betonte in ihrer Videobotschaft die Vielseitigkeit und Innovationsstärke der Land- und Ernährungswirtschaft in NRW. Die vielen kleinen und großen Betriebe stellten eingroßes Potential für die Herstellung und erfolgreiche Vermarktung hochwertigerLebensmittel dar. Sie befürwortete, dass sich der Verein der wichtigen Zukunftsthemen annehme.

Regionale Lebensmittel für Kitas, Schulen und Gemeinschaftsverpflegung

Wie regionale Landwirtinnen und Landwirte ihre Erzeugnisse direkt an die Gastronomie oder an Kitas und Schulen vertreiben können, erläuterten Johannes Decker und Daniel Neumann, Geschäftsführer der Firma Feldling aus Pulheim bei Köln. Sie gründeten ihr Unternehmen vor über zwei Jahren, weil sie feststellten, dass es eine Marktlücke in der Belieferung von regionalen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse für gewerbliche Kunden und Institutionen gab. Heute beliefern sie Kindertagesstätten, Schulen und die Gemeinschaftsverpflegung rund um Köln, Düsseldorf und Neuss mit einem Sortiment aus 80 frischen Produkten, die sie von 14 Landwirten aus der Region beziehen. Morgens werden die regionalen Lebensmittel bei den Landwirten abgeholt und am selben Tag bei den Kunden angeliefert. Die Bestellungen gehen einen Tag vorher online ein. Eine Lagerhaltung entfällt. „Wir sind ein Add-on-Lieferdienst, d. h. wir ergänzen bestehende Strukturen“, beschreibt Johannes Decker die Geschäftsidee von Feldling.

Innovative Ansätze zur Lebensmittelproduktion

Wie sich ein Fleischunternehmen zum Produkt- und Technologieanbieter für Proteinerzeugnisse entwickelt, zeigte Dr. Wolfgang Kühnl von der InFamily Foods Holding aus Versmold auf. “Unter der Mission “Best Proteins For You” möchte das Unternehmen die besten Proteinprodukte aus tierischer, pflanzlicher und kultivierter Herkunft herstellen. Zusätzlich entwickelt das Unternehmen als Technologieanbieter innovative Ansätze zur Lebensmittelproduktion, die darauf abzielen, tierische Zellen außerhalb des Tierkörpers zu kultivieren. So kann eine Pflanze dazu gebracht werden, ein tierisches oder pflanzliches Gen zu erzeugen. Durch Präzisionsfermentation soll deutlich mehr Wertschöpfung auf den Acker gebracht werden. „Hier findet ein Paradigmenwechsel statt“, so Dr. Kühnl. „Wir werden die Fleischerzeugnisse nicht ablösen, aber der konventionelle Fleischbereich, die pflanzlichen Alternativen und der Biotech-Bereich mit zellbasiertem Fleisch werden nebeneinander existieren.“

Künstliche Intelligenz: Unendliche Möglichkeiten für die Landwirtschaft

„Was ist Künstliche Intelligenz und wie funktioniert sie eigentlich?“ erläuterte Michael Romer vom Landwirtschaftsverlag Digital in Münster spannend und verständlich in seinem Vortrag. Mit der Einführung von ChatGPT in 2023 gelangte die Generative Künstliche Intelligenz in die breite Wahrnehmung. Eine Herausforderung der KI besteht heute darin, sicherzustellen dass KI-Systeme ethisch einwandfrei und verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Unter diesen Voraussetzungen zeichnet sich bereits ein unendliches Einsatzspektrum ab, auch für die Landwirtschaft und im Bereich der Lebensmittelherstellung. Michael Romer kam zu dem Schluss, dass diese technische Revolution nicht mehr aufzuhalten sei und wir dabei sein werden und müssen. In seinem Vortrag über die Bedeutung einer nachhaltigen Unternehmensfinanzierung, betonte Klaus Franke, Geschäftsführer der nawisio GmbH, einer Tochtergesellschaft der Sparkasse Osnabrück, dass das Thema Nachhaltigkeit dauerhaft relevant bleibe und mittlerweile auch bei der Kreditvergabe eine wichtige Rolle spiele. Auf Branchenebene vergleichen Banken heute die Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens, um ihre Kunden und deren Finanzierung zu bewerten. Dabei rücken neben allen für das Erreichen der Klimaneutralität relevanten Aspekten u. a. auch soziale Faktoren zunehmend in den Fokus. Nicht nur dank dieser hochaktuellen und informativen Vorträge nutzten die Teilnehmenden die Lange Nacht für einen intensiven und fruchtbaren Meinungs- und Erfahrungsaustausch.