Das zeigen Studienergebnisse einer internationalen Forschungskooperation unter Beteiligung der Freien Universität Berlin, für die Ende 2020 insgesamt 2.000 Personen in dem südamerikanischen Land repräsentativ befragt wurden. Der Obstkonsum sei in 41 % der Haushalte zurückgefahren worden, der Käsekonsum in 40 % und der Gemüsekonsum in 37 %. Für die Entwicklung machen die Forscher den Staat verantwortlich.
Demnach litten in den Monaten August bis Dezember 2020 sechs von zehn Haushalten in Brasilien unter Ernährungsunsicherheit; das waren 23 % mehr als noch 2018. Die Ernährungsunsicherheit war dabei im Berichtszeitraum unterschiedlich stark ausgeprägt. Etwa 32 % aller Befragten hatten laut Angaben der Forscher Sorge wegen Lebensmittelknappheit oder sahen sich bei der Auswahl von Nahrungsmitteln und deren Qualität beeinträchtigt. Weitere 13 % hätten angegeben, dass erwachsene Haushaltsmitglieder weniger Lebensmittel konsumiert hätten oder von Lebensmittelknappheit betroffen gewesen seien. Bei 15 % hätten auch Kinder weniger Nahrungsgüter konsumiert. Gegenüber Anfang 2020 sei insbesondere der Konsum gesunder Lebensmittel zurückgegangen, berichteten die Forscher. Insgesamt 44 % der Befragten hätten angegeben, weniger Fleisch zu essen. Seit dem Jahr 2016 hätten u.a. eine Sparpolitik und die Kürzung von Programmen zur Förderung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, die Lebensmittel für den Binnenmarkt herstellten, die Lage verschlechtert. Notwendig sei die Wiedereinführung von Instrumenten der partizipativen Demokratie in die nationale Politik für Ernährungssicherheit, etwa die Bildung entsprechender Gremien sowie Konferenzen. Die Forscher betonten, dass im Fall Brasiliens der Kampf gegen den Hunger nicht von der in dem Land hergestellten Menge an Agrarprodukten abhänge, sondern von der Umverteilungspolitik und der Förderung des Zugangs zu Lebensmitteln. AgE