Einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Obstproduktion ist die richtige Düngung der Bäume. In einem nachhaltigen Produktionsmodell sollte sie gut durchdacht und an die Bedürfnisse der Pflanzen und die spezifischen Eigenschaften des Bodens angepasst sein.
Die verschiedenen Nährstoffe müssen zum richtigen Zeitpunkt des Wachstums und der Entwicklung der Bäume zugeführt werden. Der Düngung sollte eine Analyse des Mineraliengehalts des Bodens (auf der Grundlage von im Herbst entnommenen Bodenproben), eine Analyse des Elementgehalts der Blätter und eine Beurteilung des Aussehens der Pflanzen vorausgehen.
Optimale Düngetermine
Die Düngung von Obstbäumen sollte in bestimmten Wachstumsphasen des Baumes erfolgen. Dadurch erhalten die Pflanzen einen besseren Zugang zu den Nährstoffen. In Obstgärten wird der Zeitraum vom Beginn bis zum Ende der Vegetation in sogenannte phänologische Phasen (BBCH) unterteilt. Die BBCH-Skala wird in der Europäischen Union zur Bestimmung der phytophänologischen Entwicklungsstadien von Pflanzen verwendet. Sie ergeben sich aus dem natürlichen Verlauf der Vegetationsperiode und können sehr genau definiert werden, da sie sich jedes Jahr wiederholen (z. B. Beginn des Knospenschwellens BBCH 01, Knospen zeigen grüne Spitzen BBCH 07, Kelchblätter geöffnet BBCH 57, Blühbeginn BBCH 61, Blühende BBCH 69 und weitere einzelne Phasen des Fruchtknospenwachstums ab BBCH 71). Anhand dieser genau definierten phänologischen Phasen können die Obstbauern den Entwicklungsstand der Bäume bestimmen. In jedem dieser Stadien, insbesondere im Frühjahr, benötigen die Bäume streng definierte agronomische Behandlungen. Anhand dieser Beobachtungen können Obstbauern rationale Entscheidungen treffen, z.B. über den Zeitpunkt der Düngung mit bestimmten Nährstoffen - für den Beginn der Vegetation, unterschiedlich für die Unterstützung der Blüte, anders für die Ernährung der sich entwickelnden Fruchtknospen und gezielt für die Ernährung der Blätter und der wachsenden Triebe. Die Düngung und die Durchführung von agrotechnischen Maßnahmen im Einklang mit dem natürlichen Biorhythmus führen zu Früchten mit außergewöhnlichem Geschmack und hohen Qualitätsanforderungen.
Chemische Analyse von Boden und Pflanzen
Die Düngung von Obstanlagen sollte immer auf der Grundlage der Ergebnisse der Bodenanalyse erfolgen. In der integrierten Produktion sind die Erzeuger verpflichtet, Bodenanalysen durchzuführen. Die chemische Analyse der Blätter hingegen ist eine Entscheidung des jeweiligen Betriebs. Ein sehr wichtiges Element ist die ordnungsgemäße Entnahme von Bodenproben für die Analyse. Vor der Anlage eines Obstgartens sowie in einem wachsenden Obstgarten sollten Bodenproben aus zwei Schichten entnommen werden: aus der 0 cm bis 20 cm tiefen Ackerschicht und aus der 21 cm bis 40 cm tiefen Unterbodenschicht. In einem bestehenden Obstgarten werden Bodenproben nur von den Herbizidstreifen entlang der Baumreihen genommen. Innerhalb dieser Streifen werden die Proben auf halber Strecke zwischen der Baumreihe und dem Rand der Grasnarbe genommen. Wenn Bäume mit einem Tropfbewässerungssystem bewässert werden, sollten die Proben in einem Abstand von ca. 20 cm vom Tropfer genommen werden. Wenn ein neuer Obstgarten geplant ist, sollten die Proben ein Jahr vor der Pflanzung genommen werden. In einem wachsenden Obstgarten sollten die Proben jedoch alle drei bis vier Jahre durchgeführt werden. Die Bodenanalyse sollte die Bestimmung der Bodenreaktion (pH) und des Gehalts von verfügbarem Phosphor (P), Kalium (K), Magnesium (Mg), des Gehalts an organischer Substanz und der granulometrischen Zusammensetzung des Bodens umfassen. Die Düngung mit P, K, Mg richtet sich nach den Ergebnissen der Bodenanalyse anhand der sogenannten Grenzwerte. Die N-Düngung kann durch den Gehalt von organischen Substanzen im Boden bestimmt werden. Die Kalkung hängt vom pH-Wert und der agronomischen Kategorie des Bodens ab. Regelmäßige Untersuchungen der Bodenzusammensetzung helfen, den Nährstoffgehalt und den pH-Wert zu bestimmen.
Blattproben für die Analyse werden jedoch nur von fruchttragenden Bäumen (von 20-25 Bäumen), aus dem mittleren Teil der einjährigen Zuwächse aus dem Umfang der Krone in einer Höhe von 1,5 m bis 2 m genommen. Von jedem Baum werden fünf bis sieben Blätter einschließlich der Blattstiele gesammelt. Sie werden am besten 2-4 Wochen nach Abschluss des Wachstums der Triebe gesammelt, d.h. zwischen dem 15. Juli und dem 15. August. Die gesammelten Blätter werden in Papiertüten gelegt. Eine Blattprobe sollte an ein agrochemisches Labor geschickt werden. Bei der Verwendung der Ergebnisse der Blattanalyse für die Düngung von Obstgärten wird der Nährstoffgehalt der Probe mit den sogenannten Grenzwerten verglichen. Anhand der Blattanalyse kann die Düngung an den tatsächlichen Bedarf der Pflanzen angepasst werden.
Düngungsstrategien für Obstbäume
Der Übergang zu einer nachhaltigen Produktion erfordert eine durchdachte Strategie und die Anpassung der Praktiken an die spezifischen lokalen Bedingungen. Es ist wichtig, dass der Düngeplan flexibel ist und an die wechselnden Bedingungen und Bedürfnisse der Pflanzen angepasst wird. Dazu gehören die Erstellung eines Düngeplans und die Auswahl der richtigen Düngemittel und Anwendungsmethoden.
- Düngung eines jungen Obstgartens – wenn der Boden vor dem Pflanzen der Bäume ordnungsgemäß vorbereitet wurde, darf in den ersten beiden Jahren nach der Anlage des Obstgartens nur Stickstoff gedüngt werden. Stickstoff wird in Apfelplantagen einmal zu Beginn des Frühjahrs angewendet – in Streifen entlang der Baumreihen. Hervorragende Stickstoffquellen sind Dung und Gülle.
- Düngung älterer Obstgärten – Kalzium ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die Erzielung hoher Qualitätserträge. Wenn der pH-Wert des Bodens bei der Pflanzung der Bäume optimal war, sollte mit der Kalkung der Obstbäume nach drei bis vier Jahren des Wachstums begonnen werden. Sie werden zu Beginn des Frühjahrs oder im Spätherbst durchgeführt. Bei der Frühjahrskalkung wird der Kalk ausgebracht, wenn die oberste Bodenschicht aufgetaut ist und die Bäume noch keine Blätter tragen. Die Herbstkalkung wird am besten von Ende Oktober bis Mitte November durchgeführt. Es ist sehr wichtig, dass die Kalkung nicht mit der Zufuhr von Dünger kombiniert wird, da die Mineralstoffe dadurch sehr stabil werden (sodass sie nicht direkt pflanzenverfügbar sind). Die Stickstoffdüngung (N) hängt vom Gehalt der organischen Substanz im Boden und vom Stickstoffgehalt in den Blättern ab. Für fruchttragende Apfelbäume liegen die Stickstoffmengen zwischen 20 kg/ha und 80 kg/ha und gelten für Parzellen, auf denen Herbizide oder mechanische Brachen entlang der Baumreihen durchgeführt werden. Die Düngung mit Phosphor (P), Kalium (K) und Magnesium (Mg) wird durchgeführt, wenn die Ergebnisse der Bodenanalysen einen Mangel dieser Elemente zeigen oder sichtbare Mangelerscheinungen bei den Pflanzen auftreten. Wenn die Kalium- und Magnesiumdüngung vor der Anlage des Obstgartens ordnungsgemäß durchgeführt wurde, sollte die nächste Düngung erst im dritten Jahr nach der Anlage erfolgen. Die Düngung mit Mikronährstoffen erfolgt auf der Grundlage chemischer Analysen der Blätter und auf der Grundlage von Mangelsymptomen der Pflanzen.
- Blattdüngung - Die Blattdüngung sollte als Ergänzung zur Bodendüngung betrachtet werden. Sie wird beispielsweise durchgeführt, wenn die Bäume nicht in der Lage sind, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen oder zu transportieren. In der Regel enthalten diese Düngemittel Mikronährstoffe, die für das Wachstum und die Entwicklung der Bäume sehr wichtig sind. Einige dieser Düngemittel reduzieren die Entwicklung von Krankheiten und Schädlingen, was ebenfalls ein Grund für ihren Einsatz ist. Unter anderem ist es ratsam, Meeresalgenextrakte, die für alle Arten von Kulturen zugelassen sind, über die Blätter zu zuführen. Sie versorgen die Pflanzen u.a. mit Stickstoff, Kalium, Schwefel, Magnesium, Phosphor und einer Reihe von Mikronährstoffen.
- Fertigation - ist eine Methode der Düngung, bei der den Pflanzen über ein Bewässerungssystem Nährstoffe zugeführt werden. Bei diesem Düngesystem werden nur gut wasserlösliche Düngemittel verwendet. Die im Fertigationssystem verwendeten Inhaltsstoffe sind um ein Vielfaches geringer dosiert als bei der herkömmlichen Düngung. Die Düngung der Apfelbäume erfolgt von Anfang Mai bis Mitte August in Abständen von fünf bis sieben Tagen. Die besten Produktionsergebnisse werden erzielt, wenn die Düngung mit der konventionellen Düngung kombiniert wird (allerdings mit einer geringeren Dosierung der Inhaltsstoffe).
Anwendung moderner Technologien bei der Düngung von Obstgärten
Moderne Technologien spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewirtschaftung von Obstplantagen und verbessern die Produktionseffizienz, die Fruchtqualität und die Nachhaltigkeit. Der Einsatz moderner Technik (z.B. Düngerausbringung mit Drohnen) ermöglicht eine präzise Düngung und minimiert Verluste. Drohnen können detaillierte Daten über den Zustand und die Feuchtigkeit des Bodens sammeln, was eine genauere Planung der Bewässerung und Düngung ermöglicht. Der Einsatz von Software für die Verwaltung von Obstgärten ermöglicht die Erfassung und Analyse von Daten zu Erträgen, Wetterbedingungen, Pflanzengesundheit und Düngeeffizienz. Dies ermöglicht den Landwirten, bessere datengestützte Entscheidungen zu treffen. Die Einführung dieser modernen Technologien in die Bewirtschaftung von Obstgärten trägt dazu bei, die Produktionseffizienz zu steigern, die Fruchtqualität zu verbessern und die Umweltauswirkungen zu minimieren, was im Zusammenhang mit den zunehmenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit besonders wichtig ist.