Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat einen Antrag auf Überprüfung bei der EU-Kommission bezüglich der verlängerten Genehmigung der Insekten- und Pflanzengifte Sulfurylfluorid und Flufenacet eingereicht. Ohne erneute Risikobewertung sowie auf Grundlage veralteter Daten hat die europäische Zulassungsbehörde die Genehmigung der beiden bedenklichen Wirkstoffe im September bis 2025 bzw. 2027 verlängert, so die DUH.

Während das klimaschädliche Insektizid und Biozid Sulfurylfluorid in Deutschland maßgeblich für die Schädlingsbekämpfung von Exportholz in Schiffscontainern eingesetzt wird, kommt der Wirkstoff Flufenacet als Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Die DUH kritisiert das Vorgehen der EU-Kommission als rechtswidrig und fordert diese auf, die Verlängerung der Genehmigung beider Wirkstoffe aufzuheben.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: “Die Genehmigung von Pflanzenschutzmitteln ohne Risikoprüfung und ohne Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse ist nicht hinnehmbar. Trotz eindeutiger Hinweise auf unannehmbare Umwelt- und Gesundheitsgefahren sollen die Giftstoffe Flufenacet und Sulfurylfluorid auf dem Markt bleiben - das akzeptieren wir nicht. Wenn unsere Anträge auf Überprüfung und Aufhebung der Genehmigungen von der Kommission abgelehnt werden, werden wir weitere rechtliche Schritte prüfen.”

Caroline Douhaire, Rechtsanwältin: “Das Pflanzenschutzmittelrecht sieht Fristen vor, innerhalb derer die Risikobewertung aktualisiert werden muss. Werden diese Fristen überschritten, werden die Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittel derzeit auf der Grundlage veralteter Daten auf dem Markt gehalten, teilweise über viele Jahre. Ob dies mit den Vorgaben des Pflanzenschutzmittelrechts und unter anderem mit dem Vorsorgeprinzip vereinbar ist, ist äußerst fraglich.”

Der Einsatz von Sulfurylfluorid in der Logistikbranche berge enorme Risiken für die Gesundheit. So werde das Mittel bspw. im Hamburger Hafen in die Transportcontainer gesprüht, die anschließend belüftet werden. Dabei trete der Stoff ungefiltert in die Atmosphäre aus und könne bspw. zu Herz-Kreislauf-Störungen führen. Zusätzlich leide das Klima: Sulfurylfluorid verbleibe für etwa 35 Jahren in der Atmosphäre und sei fast 5.000-mal so klimaschädlich wie CO2. Obwohl es gesetzlich vorgeschrieben sei, dass solche schädlichen Gase aus der Luft gefiltert werden, befinde sich eine entsprechende Technologie gerade erst in der Entwicklung. Flufenacet und seine Zerfallsprodukte gefährden die Trinkwasserversorgung für künftige Generationen, da sie in hohen Konzentration in das Grundwasser gelangen und dort nicht entfernt werden können. Die Anwendung des Wirkstoffs führe daher zu einer irreversiblen Grundwasserverschmutzung in massivem Ausmaß. Bei Flufenacet handele es sich außerdem um einen sogenannten Substitutionskandidaten: Die Genehmigung gelte nur so lange, bis er durch einen anderen weniger bedenklichen Wirkstoff ersetzt werden könne. Das hätte schon in den vergangenen elf Jahren geschehen sollen. Stattdessen sei das Pflanzengift immer wieder “vorläufig” genehmigt worden.

Pflanzenschutz

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