In der 'langfristigen Vision für die ländlichen Gebiete der EU', die die Europäische Kommission am 1. Juli veröffentlicht hat, geht es um die aktuelle Situation und die zu ergreifenden Maßnahmen bei der Wiedervernetzung der ländlichen Gebiete. Wie Roomet Sormus, Copa Vice-Präsident und Chairman of the Board bei der Estonian Chamber of Agriculture and Commerce, erklärt, müssen die von der Kommission vorgeschlagenen Ziele aber präzisiert werden.
„Die Rolle und Bedeutung der ländlichen Gebiete werden unterschätzt und nicht ausreichend gewürdigt. Fast 40 % der Befragten gaben an, sich von der Gesellschaft und den politischen Entscheidungsträgern im Stich gelassen zu fühlen. Das Gefühl der politischen Abkopplung vom ländlichen Raum wird also von einer physischen begleitet. In 16 der 27 EU-Mitgliedsstaaten scheint das Problem des Zugangs zu Transport und Infrastrukturen das Problem Nummer eins für ländliche Gemeinden zu sein. Dies liegt weit vor den Fragen der Digitalisierung. Die ländlichen Gebiete erleben einen demografischen Schock mit einer älteren Bevölkerung, die auch dazu führt, dass mehr junge Frauen die ländlichen Gebiete verlassen“, so Sormus.
Er teile die differenzierte Sichtweise der Kommission, dass der ländliche Raum Chancen biete. Mit dem Green Deal, der Entwicklung der Bioökonomie oder dem Potenzial der Kohlenstoffmärkte bestünden Ressourcen, die mobilisiert werden können und mehr mediale Aufmerksamkeit verdienen würden. Landwirte, Waldbesitzer und landwirtschaftliche Genossenschaften seien das Rückgrat lebendiger ländlicher Regionen und auch der Wirtschaft in vielen EU-Mitgliedstaaten.
Landwirte müssten bei der Umstellung unterstützt werden, was durch eine Folgenabschätzung über die Konsequenzen des erforderlichen Wandels untermauert werden müsse. Der Vorschlag, einen Mechanismus zur Überprüfung des ländlichen Raums einzurichten, um die voraussichtlichen Auswirkungen wichtiger EU-Gesetzesinitiativen auf den ländlichen Raum zu bewerten, sei eine interessante Neuerung. Um sicherzustellen, dass Landwirte, landwirtschaftliche Genossenschaften und Waldbesitzer im Mittelpunkt dieser Vision stünden, bedürfe es ihrer aktiven Beteiligung an der Debatte und eines Bottom-up-Ansatzes.
Etwa die Hälfte der ländlichen Gebiete habe keinen Zugang zu Hochgeschwindigkeits-Breitband und 12 % überhaupt keinen Anschluss.
Mehr dazu demnächst im Fruchthandel Magazin.