Ab dem Zeitpunkt der Kreuzung in der konventionellen Züchtung verbringen Kartoffelzüchter zehn bis zwölf Jahre mit dem Screening und der Vermehrung, bevor sie eine neue Kartoffelsorte auf den Markt bringen können. In diesem Zusammenhang sind neue genomische Techniken (NGTs) wie das Genome Editing wegweisend für die Merkmalsverbesserung in der Kartoffelzüchtung, Werkzeuge für präzise und robuste Züchtungsansätze und tragen angesichts der weltweiten Bedeutung der europäischen Kartoffelzüchtung zur Ernährungssicherheit bei, teilen die Verbände Copa Cogeca, Europatat, Euroseeds und Starch Europe in einer gemeinsamen Stellungnahme mit.
NGTs ermöglichen es Züchtern, Pflanzen zu entwickeln, die denen ähneln, die aus konventionellen, traditionellen Züchtungsmethoden stammen, jedoch schneller und präziser. Sie sind daher wichtige Instrumente, mit denen die sich innerhalb von zehn Jahren stark verändernden Marktanforderungen und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Landwirten und Verbrauchern effizienter erfüllt werden können. Die EFSA hat keine neuen Gefahren für Pflanzen festgestellt, die sich aus spezifischen NGTs wie gezielter Mutagenese oder Cisgenese ergeben. Solche Techniken führen zu Pflanzen, die das gleiche Risikoniveau aufweisen wie solche, die aus konventionellen Züchtungstechniken resultieren. In der EU hat sich die Zahl der aktiven Wirkstoffe für den Pflanzenschutz in den vergangenen Jahren drastisch verringert. NGTs können dazu beitragen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Die Züchtung krankheitsresistenter Sorten wird daher immer wichtiger und neue Züchtungswerkzeuge wie Genome Editing haben sich bereits in verschiedenen F&E-Ansätzen bewährt. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Nachhaltigkeit des Nahrungsmittelsystems können NGTs potenziell Lösungen bieten. Die Nacherntelagerung von Kartoffelknollen ist ein weiteres Kriterium, das die Verarbeitungsqualität des Endprodukts bestimmt. Forschungsstudien haben gezeigt, dass Gen-Editing Abhilfe verspricht, indem es zu hellbraunen Produkten führt, die einen deutlich geringeren Acrylamidgehalt in der Nahrung aufweisen. Das Ruheverhalten der Kartoffel stellt eine weitere Herausforderung dar, die die Qualität der Knollen während der Lagerung bestimmt. Da Lagerchemikalien wie Chlorpropham (CIPC) in der EU nicht mehr zugelassen sind, richten Züchter ihr Augenmerk auf die Schaffung von Kartoffelsorten, die eine längere Lagerfähigkeit ermöglichen und gleichzeitig eine hohe Qualität bewahren und den Einsatz von Chemikalien reduzieren. Gen-Editierung wird die Produktion von hochwertiger Stärke ohne weitere chemische oder physikalische Verarbeitungsschritte ermöglichen und damit erhebliche Einsparungen an Chemikalien und Energie bringen. Die aktuelle Forschung befasst sich mit dem Potenzial der Produktion von hochwertiger Stärke in Kartoffeln, um die Anforderungen des Lebensmittel- und Industriesektors zu erfüllen.