In einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden Carsten Kengeter der Deutschen Börse, hat Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG, die Kriterien der Deutschen Börse zur Zusammensetzung der Börsenindizes kritisiert. Diese seien nicht mehr zeitgemäß, zudem forderte Lutz, die werteorientierte Unternehmensführung bei Indexanpassungen künftig zu berücksichtigen. Völlig unverständlich sei zudem, dass nicht Menschen, sondern Rechner und Algorithmen darüber entscheiden, welche Unternehmen in den wichtigsten Indizes der Deutschen Börse vertreten sind.
Die Präsenz eines Unternehmens in einem der deutschen Aktienindizes basiert auf den rein quantitativen Rechengrößen Börsenumsatz und Marktkapitalisierung des Streubesitzes an der deutschen Börse. Eine qualitative Wertung der Unternehmensstrategie oder des Unternehmenserfolges komme dabei hingegen nicht vor, so Klaus Josef Lutz. „Ein Index sollte grundsätzlich das Gesamtbild der wichtigsten Branchen in Deutschland abbilden, insbesondere weil sie die Basis der nachhaltigen Wirtschaftskraft eines Landes darstellen.“ Außerdem zeige die derzeitige Bewertungspraxis, dass dadurch einzelne gehypte Branchen wie zum Beispiel die Immobilienbranche überproportional vertreten sind. Dies führe erfahrungsgemäß zu hohen Volatilitäten an der Börse.
Gerade vor dem Hintergrund der immer beliebteren ETFs, die die Indizes abbilden, führt die steigende Volatilität zu unnötigen Risiken und könnte Anleger nachhaltig schädigen. Auch dürfte den wenigsten Anlegern, die in ETFs investierten, bekannt sein, dass Kriterien der werteorientierten Unternehmensführung bei der Indexzusammensetzung nicht berücksichtigt werden. Lutz: „Doch Kunden, Investoren und Mitarbeiter stellen mittlerweile vermehrt Anforderungen an nicht-finanzielle Leistungsindikatoren, die auch die Nachhaltigkeit des wirtschaftlichen Handelns stark berücksichtigen. So hat die BayWa in den knapp 95 Jahren ihrer Geschichte noch nie am Ende eines Geschäftsjahres Verluste ausgewiesen. Von daher ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass Unternehmen in Indizes rücken, die über Jahre hinweg deutliche Verluste schreiben und somit Unternehmen mit kontinuierlichem Erfolg wie die BayWa AG verdrängen.“
Am 5. September hatte der Arbeitskreis Aktienindex der Deutschen Börse über die künftige Indexbesetzung von DAX, MDAX, SDAX und TecDax entschieden. Danach wird die BayWa AG ab 18. September 2017 nicht länger im SDAX geführt.