Bayer pilotiert ein neues generatives KI-Tool, um Landwirte sowie landwirtschaftliche Berater bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Die Basis für dieses System bilden interne agronomische Daten aus den vergangenen Jahrzehnten, mit denen das sogenannte Large-Language-Model (LLM) trainiert wurde. Es umfasst Erkenntnisse aus zahlreichen Feldversuchen und Erfahrungswerte von Bayer-Agronomen weltweit, so das Unternehmen.
Das Ergebnis sei ein KI-Tool für Landwirtschafts-Experten, das Fragen zum Hofmanagement, zu agronomischen Gegebenheiten und zu Produkten von Bayer schnell und präzise beantworte. Das intuitive System reagiere auf menschliche Sprache und kann innerhalb von Sekunden fundierte Fachinformationen bereitstellen. Es wurde im Rahmen eines Pilotprojekts von Agrarwissenschaftlern getestet. Die Ergebnisse belegen eine klare Steigerung der Produktivität. Dabei übertrifft das System von Bayer die derzeit in der Branche eingesetzten Standard-LLMs deutlich.
Ein Beispiel zum zukünftigen Nutzen des Tools im Vergleich zu heute: Ein Landwirt stelle seiner landwirtschaftlichen Beraterin eine Reihe von detaillierten Fragen zu den Merkmalen eines Produkts, zur Leistung unter bestimmten agronomischen Bedingungen und zu konkreten Dosierungen. Aktuell muss die Beraterin dann nach Materialien suchen, Kollegen kontaktieren, weitere Daten aus verschiedenen Quellen sammeln und eine Antwort zusammenstellen, während der Landwirt stunden- oder tagelang auf die dringend benötigten Informationen wartet. Das neue generative KI-Tool von Bayer ändere dies, indem es verlässliche und qualitativ hochwertige Informationen schnell und unkompliziert innerhalb von Sekunden zur Verfügung stelle. Davon profitieren der Landwirt und die landwirtschaftliche Beraterin gleichermaßen.
„Unser einzigartiges generatives KI-Tool hat das Potenzial, die tägliche Arbeit von Landwirten und Beratern zu vereinfachen und zu verbessern“, sagt Amanda McClerren, CIO und Leiterin für digitale Transformation und Informationstechnologie der Bayer-Division Crop Science. „KI wird in Zukunft unverzichtbar für die Landwirtschaft werden. Wir nutzen bereits verschiedene KI-Technologien, um bessere Produkte zu entwickeln und Landwirten konkreten Mehrwert zu bieten sowie die gesamte Agrarbranche zu unterstützen.“
Das System wurde in Zusammenarbeit mit Microsoft als führendem Technologiepartner und Ernst & Young (EY) als Branchenpartner entwickelt. Zudem arbeite Bayer an der Integration des neuen KI-Systems in seine digitalen Angebote, auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern. Als globales Tool wird es in Zukunft auch Millionen von Kleinbauern zugutekommen, indem es den Zugang zu agronomischer Beratung und Produktinformationen erleichtert. Dies kann einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung der weltweiten Ernährungssicherheit leisten.
„KI und Automatisierung helfen landwirtschaftlichen Betrieben jeder Größe dabei, produktiver zu werden und gleichzeitig den Einsatz natürlicher Ressourcen zu reduzieren. Schon heute zeigt sich, wie Landwirte damit bessere Entscheidungen treffen können“, erklärt Ranveer Chandra, Managing Director Research for Industry und CTO, Agri-Food bei Microsoft. „Wir freuen uns, zu einem KI-System beizutragen, das agronomisches Fachwissen einfacher verfügbar macht und diejenigen unterstützt, die für die Produktion unserer Nahrungsmittel sorgen. Die Stärken von Bayer auf den Gebieten Datenwissenschaft und digitale Technologien sowie das landwirtschaftliche Fachwissen bieten dafür die optimale Grundlage.“
Bayer möchte bereits in diesem Jahr die Pilotphase des generativen KI-Tools auf ausgewählte Agronomen und Landwirte ausweiten. Gleichzeitig entwickele das Unternehmen einen weiteren generativen KI-Prototypen, mit dem Landwirte noch einfacher auf ihre eigenen Betriebsdaten zugreifen können. Da beide KI-Tools auch auf Erkenntnisse aus nicht-öffentlichen Datensätzen zurückgreifen, seien sie in der Landwirtschaft einzigartig und liefern Landwirten, agronomischen Beratern und anderen Branchennutzern aussagekräftigere Informationen als Standard-LLMs, die ausschließlich mit Open-Source-Daten arbeiten.
Auf dem World Agri-Tech Innovation Summit, der am 19. und 20. März in San Francisco stattfindet, stelle Bayer darüber hinaus ein Update zu den Bayer AgPowered Services vor, an denen das Unternehmen im Rahmen seiner strategischen Partnerschaft mit Microsoft arbeite. Das Angebot umfasse gebrauchsfertige digitale Lösungen für die Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie. Durch die Cloud-Angebote von Bayer und Microsoft können Unternehmen bereits heute fertige Tools nutzen, anstatt diese von Grund auf neu entwickeln zu müssen. Dies verkürze die Zeit bis zur Markteinführung neuer Funktionen und bietet Landwirten, Kunden und weiteren Unternehmen der Wertschöpfungskette Vorteile.
Mit der neuen Funktion Bayer® Historical Weather stelle das Unternehmen im Azure Data Manager for Agriculture einen umfassenden und bisher ausschließlich intern verfügbaren Wetter- und Klimadatensatz zu den vergangenen 40 Jahren bereit. Dieser Datensatz biete detaillierte Informationen zum Wetter auf Feldebene in verschiedenen Agrarregionen weltweit. Durch die Integration der IBM Environmental Intelligence Suite, kann die neue Funktion Erkenntnisse zu Wetterrisikobewertungen und versicherungsmathematischen Prozessen liefern. Die neue Funktion helfe dabei, die Ernte sowie Produktionsveränderungen von Jahr zu Jahr vorherzusagen. Darüber hinaus werden mit den Daten auch agronomische Modelle trainiert.
Bayer verstärke zudem sein Engagement für die Konnektivität von Daten mit führenden Maschinenherstellern (OEMs). So soll eine neue Schnittstelle den Zugriff auf Bewässerungsdaten der Lindsay Corporation ermöglichen, einem branchenführenden Anbieter für Bewässerungslösungen. Dies erweitere die Auswahl an Datentypen, die Nutzern des Azure Data Managers zur Verfügung stehen und ermögliche die gleiche nahtlose Verbindung zu Bewässerungsdaten wie bspw. zu Wetter-, Bild- oder OEM-Daten. Für Technologieanbieter sinken dadurch die Kosten für die Entwicklung dieser Tools. Landwirte hingegen profitieren durch eine schnellere Verfügbarkeit digitaler Tools, die ihnen dabei helfen können, den Wasserverbrauch auf ihren Feldern zu messen und zu steuern.
Die neuen Cloud-Angebote unterstützen Unternehmen außerdem dabei, Regulierungsanforderungen nachzukommen oder nachhaltige Anbaumethoden für das Nachhaltigkeitsreporting zu validieren. Bestimmte Funktionen ermöglichen bspw. die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette und helfen so bei der Einhaltung neuer Gesetze – z.B. der EU-Verordnung zu einer entwaldungsfreien Lieferkette, die voraussichtlich Ende 2024 in Kraft treten wird. Bayer® Smart Boundary ID etwa nutze Satellitenaufnahmen, um die Grenzen eines Feldes zu erfassen und identifiziert automatisch den tatsächlichen Anbaubereich innerhalb eines Feldes. Diese Lösung unterstütze Rohstoffhändler, Lebensmittelunternehmen und Finanzinstitute dabei, regulatorische Vorschriften einzuhalten.
„Landwirte und Unternehmen der Nahrungsmittelwertschöpfungskette benötigen Technologien, mit denen sie sich besser an veränderte Rahmenbedingungen anpassen können. Mit unseren AgPowered Services wird der Zugriff auf digitale Tools einfach und komfortabel. Das bringt Vorteile für die gesamte Branche und beschleunigt Innovationen“, sagt Jeremy Williams, Leiter Digital Farming der Bayer-Division Crop Science. „Wir sehen große Chancen und adressieren gleichzeitig einen dringenden Bedarf im Bereich digitaler Technologien, um Landwirte und die Branche besser zu unterstützen. Genau das wollen wir durch die Verbindung des Ackers mit der Cloud erreichen.“