Das Hightech-Gewächshaus der Firma Bördegarten in Osterweddingen soll bald doppelt so groß sein wie bisher. Derzeit werden vor den Toren Magdeburgs auf einer Fläche von rund 64.000 Quadratmetern Gemüse und Biokräuter angebaut, teilt Bördegarten mit.
„Nun ist bei uns die Projektplanung für einen Erweiterungsbau mit weiteren 63.000 Quadratmetern angelaufen. Das neue Gewächshaus wird in direkter Verbindung auf der östlichen Seite des bestehenden Gewächshaues gebaut und von uns dann auch als Einheit bewirtschaftet. In einem ersten Schritt haben wir das Lastenheft für die Bereiche Gartenbau, Gewächshausbau, Energie und Nachhaltigkeit erstellt. Unterstützt werden wir bei der Planung von acht Masterstudierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden unter Leitung von Professor Fritz-Gerald Schröder“, sagt Michael Tepfer, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung bei der Wimex Gruppe, zu der Bördegarten gehört. Beim ersten Arbeitstermin zwischen Bördegarten und der HTW Dresden waren auch Martin Stichnoth, Landrat des Landkreises Börde, sowie Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär in der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt, und Daniel Krake, Vertreter des Landrats Anhalt-Bitterfeld, anwesend und informierten sich über das Projekt.
Arbeitsplätze vor Ort schaffen und sichern
„Das neue Gewächshaus soll technisch gesehen noch einmal zehn Jahre weiter als das bestehende sein“, betont Michael Tepfer. „Am auffälligsten wird sein, dass es rund drei Meter höher gebaut ist – und ohne Lüftungsklappen auskommt. Von denen hat der ‚Altbau‘ noch 3.200 Stück, sie dienen der Klimatisierung.“ Durch das Fehlen der Lüftungsklappen sei das neue Gebäude noch besser gegen den Einzug von Schädlingen oder das Eindringen von unerwünschten Stoffen geschützt. „Außerdem wird das Heizungskonzept deutlich effektiver sein, so dass jede Kilowattstunde Energie noch nachhaltiger zum Einsatz kommt“, erläutert Michael Tepfer. Für eine nachhaltige Versorgung des Gewächshauses will Bördegarten auch die Abwärme des Abgasstroms des benachbarten Unternehmens AGC Glas nutzen.
Angebaut werden sollen im neuen Gewächshaus vor allem Schlangengurken für verschiedene Handelsketten. „Wir werden damit unsere Position als Produzent von Gurken für den regionalen Lebensmitteleinzelhandel stärken und dadurch auch Arbeitsplätze vor Ort sichern“, betont Michael Tepfer. „Außerdem werden wir mit dem Neubau in unserer Produktion energetisch noch effizienter arbeiten.“ Im bestehenden Gewächshaus werden neben jährlich rund 3,3 Millionen Töpfen Biokräutern wie Petersilie, Basilikum, Schnittlauch, Rosmarin, Dill und Minze auch Schlangengurken geerntet – bis zu 50.000 Stück pro Tag. Durch die ressourcenschonende, effektive Hightech-Versorgung mit Licht, Wärme, Dünger und Tröpfchenbewässerung binden die Osterweddinger Gurken bei ihrem Wachstum mehr CO2, als durch ihren Anbau entsteht. Damit erspart die Gurkenproduktion von Bördegarten der Umwelt derzeit jährlich rund 919 t des klimaschädlichen Treibhausgases. Durch die Erweiterung der Fläche wird sich die CO2-Einsparung voraussichtlich verdoppeln.
Die Verbindung aus der Region zur Hochschule
Eingebunden in das Bauvorhaben sind acht Masterstudierende aus dem Fach Gartenbau der HTW in Dresden. Sie planen nach den Vorgaben von Bördegarten und unter der Leitung von Prof. Fritz-Gerald Schröder das neue Gewächshaus – als Studienaufgabe. „Während eines Kickoff-Termins hat die Studierenden-Gruppe jetzt die erste Aufgabenstellung bekommen“, sagt Michael Tepfer. In den nächsten Wochen sind noch zwei weitere Arbeitstreffen geplant, zur Justierung der Projektinhalte sowie zum intensiven fachlichen Austausch. Im Februar werden die Studierenden das Ergebnis ihrer Arbeit präsentieren. „Dann können wir beurteilen, ob das Konzept eine wirtschaftliche Perspektive hat. Das hängt auch davon ab, ob wir die bezahlbare Energie von AGC Glas langfristig beziehen können“, sagt Michael Tepfer. Falls die Investitionsentscheidung positiv ausfällt, ist der Bau der Gewächshaus-Erweiterung für 2025/2026 geplant. Die Gesamtkosten werden sich auf rund zehn Millionen Euro belaufen.
Der Kontakt zwischen Bördegarten und der HTW kam durch einen der Studierenden zustande. „Ludwig Schulenburg stammt aus der Region Magdeburg, hat zum einen bei uns einen Arbeitsvertrag im Gewächshaus und studiert gleichzeitig bei Prof. Schröder in Dresden Gartenbau“, erläutert Michael Tepfer. „In seinen studienfreien Zeiten arbeitet er bei uns in der harten Praxis, bringt theoretisches Fachwissen aus Dresden mit – und kehrt danach mit praktischen Fragen wieder in die Hochschule zurück. Wenn unser gemeinsamer Plan aufgeht, ist Ludwig dann der erste Gartenbauingenieur der nächsten Generation.“