In warmen Sommern ist in Gebieten mit wenig Niederschlag die Bekämpfung des Apfelmehltaus oft schwierig. Agroscope prüfte gemeinsam mit der Union Fruitière Lémanique in einem dreijährigen Projekt zwei Prognosemodelle zur Bestimmung des optimalen Einsatzzeitpunkts mehltauspezifischer Fungizide.
Der Echte Apfelmehltau (Podosphaera leucotricha) hat in den vergangenen Jahren in der Schweiz wieder vermehrt Probleme bereitet. Der Pilz überwintert als Mycel in den Knospen. Befallene Knospen treiben im Frühjahr fünf bis acht Tage später aus als gesunde und sind leicht am mehligen Belag auf deformierten Blüten und Blättern zu erkennen. Sofort produziert der Mehltaupilz eine große Menge Sporen, die sich über die Luft verbreiten. Die jungen Blätter sind am anfälligsten für Mehltauinfektionen, schon nach einer Woche nimmt die Anfälligkeit stark ab, nach drei Wochen sind die Blätter resistent. Ungefähr acht bis zehn Tage nach der Infektion bildet sich ein pudriger, weißer Belag, primär auf der Unterseite der Blätter, der wieder neue Sporen enthält. Dieser sekundäre Krankheitszyklus wiederholt sich bis zum Triebabschluss im Juli mehrmals.
Für die Entwicklung von Mehltau sind hohe Temperaturen um 22°C und eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 40 % günstig. Freies Wasser hingegen verhindert die Sporenkeimung und starker Regen kann die Sporen abwaschen.
Zwei Prognosemodelle für Apfelmehltau überprüft
Prognosemodelle sollen durch die Vorhersage des Infektionszeitpunkts helfen, den optimalen Zeitpunkt für den präventiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu bestimmen. Beide Modelle basieren auf Temperatur, relativer Luftfeuchte, Blattnässe sowie Niederschlagsmenge und -dauer. Die Interpretation des einen Prognosemodells war zu kompliziert und resultierte in mehr Applikationen als in der Betriebsvariante. Beim anderen Modell wurden die Infektionsereignisse zwar teilweise zu kurzfristig prognostiziert, sodass eine Behandlung vor dem Infektionstag nicht mehr möglich war. Es konnten jedoch meist Pflanzenschutzmittel eingespart werden, bei vergleichbarem oder leicht erhöhtem Befall im Vergleich zur Betriebsvariante. In längeren Trockenperioden kann es daher sinnvoll sein, ein Mehltau-Modell zum Abschätzen des optimalen Behandlungszeitpunkts einzusetzen.
Ganzheitliches Mehltaumanagement notwendig
Eine Ursache für den erneuten Vormarsch des Apfelmehltaus liegt wahrscheinlich im reduzierten Fungizideinsatz, unter anderem bedingt durch die Verbreitung schorfresistenter Sorten, die nicht automatisch auch resistent gegenüber Mehltau sind. Präventive Schnittmassnahmen, Sortenwahl und alternierender Einsatz von Wirkstoffgruppen bleiben die wichtigsten Pfeiler in der Kontrolle des Apfelmehltaus, informiert Agroscope.