Bevor der 75. Geburtstag des Fruchthofs am 15. September mit einem „Tag der offenen Tür“ und einem Wochenmarkt mit allen Berlinern gefeiert wird, griff die Berliner Landespolitik diesen Anlass am 5. September auf.

Podium 75 Jahre Fruchthof Berlin

Podiumsdiskussion 75 Jahre Fruchthof Berlin

Image: Bernhard Schodrowski

Die Präsidentin des Landesparlaments, Cornelia Seibeld, hatte zur Podiumsdiskussion geladen, und eine gute Botschaft durchzog von Anfang an den kompletten Abend: Alle im Festsaal des Berliner Abgeordnetenhauses, von der gastgebenden Parlamentspräsidentin über die teilnehmende Verbraucherschutzsenatorin, dem fachkundig besetzten Podium bis Sven Oswald, dem Moderator der Veranstaltung, outeten sich nach und nach als Markt-Fans. Unter dem Motto „Alles Super(-markt) oder was?“ ging es um die Rolle der Großmärkte in der Ernährungswirtschaft. Die Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, Dr. Felor Badenberg, brachte neben ihren Glückwünschen auch gleich zwei Ideen mit. So plant sie, in die Ernährungsstrategie des Berliner Senats auch den Fruchthof als Akteur mit einzubeziehen. Zudem möchte die Politikerin einen Runden Tisch zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung einberufen und wünscht sich dabei sowohl Experten vom Großmarkt als auch Vertreter der Berliner Tafel als Mitstreiter.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zeigte sich Dr. Andreas Brügger, Geschäftsführer des Deutschen Fruchthandelsverbandes (DFHV) von der Notwendigkeit der Existenz von Großmärkten überzeugt – gerade auch in einer Zeit, in der die Schließung des Düsseldorfer Marktes beschlossene Sache sei und auch Köln „auf der Kippe“ stehe. Natürlich sei eine Versorgung der Bevölkerung mit frischen Lebensmitteln auch ohne Großmärkte möglich. Dies würde jedoch zu Lasten der Vielfalt gehen und gerade auch das exotische Angebot massiv schrumpfen lassen. Die Chefin des Hamburger Großmarkts, Eliane Steinmeyer, hob insbesondere die wichtige Versorgungsfunktion ihres Marktes für den LEH hervor. So würden sich in der Hansestadt auch die großen Filialisten mit frischem Obst und Gemüse eindecken. Steinmeyer betonte zudem die Bedeutung der Großmärkte als Importplattformen. So würden 60 % des Gemüses und sogar 80 % des Obstes nach Deutschenland importiert. Von der wichtigen Funktion der Großmärkte ist auch der Berliner Wochenmarktveranstalter Nikolaus Fink überzeugt. Nach seiner Ansicht würde für die Wochenmärkte in den Stadtvierteln nichts mehr funktionieren, wenn es den Großmarkt nicht mehr gäbe. Die Zahl der Märkte gehe jedoch massiv zurück. Derzeit gebe es 100 Wochenmärkte in Berlin. Vor einigen Jahren seien es noch 150 Handelsplätze gewesen. Fink erinnerte die Runde daran, dass es auch im Markthandel schwer sei, Nachfolger für diese harte Arbeit zu finden.

Breiten Raum in der Diskussion nahmen auch die Themen Nachhaltigkeit und Lebensmittelverschwendung ein. Einhellig lobte das Podium das Engagement der Tafeln. Die Chefin der Berliner Tafel, Sabine Werth, hob die gute Zusammenarbeit mit dem Großmarkt und den Händlern hervor. Gemeinsam schaffe man es, dass von den ca 22.000 t Obst und Gemüse, die jährlich auf dem Berliner Großmarkt umgeschlagen werden, nur geringe Mengen weggeworfen werden müssen. Die Tafel sei ein Garant, dass noch genießbare Frischeprodukte auch tatsächlich noch verzehrt werden. Sabine Werth dankte für die Kooperation und zeigte sich zudem erfreut, dass ihrer Organisation der Weltrekord-Obstsalat zugutekommt. Beim Geburtstagsfest am 15. September will nämlich der Fruchthof Berlin mit dem größten Obstsalat der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde. Der fruchtige Weltrekord soll ein Gewicht von 10.750 kg haben. Damit wolle man, so Fruchthof-Chef Nils Doerwald, nicht nur angemessen feiern, sondern auch als Markt in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Auch dies sei wichtig für die Zukunftsaussichten. „Berlin braucht einen weiterentwickelten Großmarkt, und deshalb müssen alle dafür arbeiten, dass der Großmarkt eine Zukunft hat”, sagte Nils Doerwald abschließend.

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