Ihre Kritik an den von der Europäischen Kommission vorgesehenen Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat Österreichs Obst- und Gemüse- und Gartenbaubranche erneuert.
In einem offenen Brief an die österreichischen Mitglieder des Europaparlaments warnen die Landwirtschaftskammer, der Branchenverband für O+G (ÖBOG) und der Bundesverband der Österreichischen Gärtner vor einem dramatischen Verlust an Schutzmöglichkeiten für ihre Ernteprodukte. Sie fordern die Europaparlamentarier auf, ihre massiven Bedenken bezüglich der Versorgungssicherheit ernstzunehmen und unterbreiten zugleich konkrete Verbesserungsmöglichkeiten. Vorgeschlagen wird, die seit 2017 erreichten Fortschritte bei der Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln und verbesserte Entscheidungshilfesysteme anzuerkennen. Die Definition der sensiblen Gebiete sollte grundlegend überdacht werden, da diese ein Ende des Gartenbaus in seiner jetzigen Form bedeuten würde. Zudem müsse ein Fokus auf das bereits bestehende Substitutionsprinzip im Pflanzenschutzbereich gelegt werden, allerdings nach dem Motto „Keine Verbote ohne Alternativen“. „Das größte Problem sind aber die Wirkstoffverluste: Von den ursprünglich 900 Wirkstoffen vor zehn Jahren sind derzeit noch 400 übrig - Tendenz weiter fallend“, heißt es in dem Schreiben. Die Folge seien gerade bei den Sonderkulturen eklatante Bekämpfungslücken und zunehmende Resistenzerscheinungen unter den Schaderregern.
Forschung und Entwicklung vorantreiben
„Diesem Bedarf an Ersatzwirkstoffen sind verstärkte Anstrengungen bei der Entwicklung von Alternativen durch eine noch intensivere, entsprechend geförderte Forschung entgegenzusetzen“, fordern die drei Organisationen. Doch auch die Brüsseler Vorgangsweise selbst wird kritisiert: „Die erweiterte Folgenabschätzung der EU-Kommission gibt bei weitem nicht ausreichend Antworten, die von so etwas eigentlich erwartet werden sollten“. Die Brüsseler Behörde sollte daher seriöse Studien in den Mitgliedstaaten beauftragen, um zu klären, mit welchen Verlusten von Wirkstoffen beziehungsweise Pflanzenschutzmitteln in den nächsten zehn Jahren zu rechnen sei. Außerdem müsse beantwortet werden, wie dieser Mangel mit alternativen Bekämpfungslösungen kompensiert werden könne. AgE