Mit der Definition des Gens S-locus inhibitor (Sli) könne eine Hybridzüchtung durchgeführt werden, die eine schnellere und fokussierte statt opportunistische Zucht ermögliche, teilt Wageningen University & Research mit. Diese gezielte Züchtung könne schnell neue widerstandsfähige und nahrhafte Sorten auf den Markt bringen, die dazu beitragen, die Kartoffelproduktion nachhaltiger zu gestalten.
Die Hybridkartoffelzüchtung basiert auf der Kreuzung von diploiden Kartoffeln, bei denen jede Zelle zwei vollständige Chromosomensätze enthält, einen von jedem Elternteil. Im Gegensatz dazu besteht das Genom der Kulturkartoffel aus vier Chromosomensätzen. Um die Möglichkeiten der Hybridkartoffelzüchtung tatsächlich nutzen zu können, war es entscheidend, das Schlüsselgen für die Selbstkompatibilität in der Kartoffel (Sli) zu identifizieren, zu klonen und zu charakterisieren, sagt Professor Richard Visser von der Pflanzenzüchtungsgruppe der WUR, dessen Team mit dem Zuchtunternehmen Solynta zusammengearbeitet hat.
'Ein wichtiges Element der Hybridzüchtung ist die Fixierung von Merkmalen beider Elternlinien durch Inzucht. Im Laufe der Evolution haben viele Pflanzen, darunter fast alle diploiden Kartoffeln, Inzucht verhindert, indem sie selbstinkompatibel wurden. Wir sind jetzt in der Lage, dies durch das Sli-Gen zu überwinden. Die Selbstkompatibilität als solche und der Ort auf Chromosom 12 waren schon länger bekannt, aber das Gen, das diese Eigenschaft kodiert, nicht. Es wurde auch nicht isoliert und charakterisiert. Durch genetische Analyse und Genomsequenzierung ist uns dies nun gelungen', so Visser.
Ernst-Jan Eggers, Genetik-Forscher bei Solynta, erklärt: 'Mit den neuen Erkenntnissen könnten wir in der Lage sein, neue Varianten von Sli zu entdecken, die unsere Fähigkeit zur Selektion auf verbesserten Geschmack, Wassernutzungseffizienz, Krankheitsresistenzen und andere Eigenschaften für unsere sich ständig verändernde Welt verbessern könnten. Dieses Wissen wird unser Verständnis von Selbstinkompatibilitätssystemen vertiefen, aber auch reale Auswirkungen auf die Züchtung von z.B. Tomaten, Auberginen und Paprika haben.'