Weniger Plastik, Palmöl oder schädliche Chemikalien – immer mehr Verbraucher achten beim Einkauf etwa von Lebensmitteln oder Kosmetika auf nachhaltige, umweltfreundliche Produkte. Was aber tun, wenn es keine Alternative für ein bestimmtes Produkt gibt? Umweltorganisationen haben Apps entwickelt, mit denen sich Kunden direkt an die Hersteller wenden und nachhaltigere Produkte einfordern können. Diese Apps bündeln das Feedback mehrerer Kunden und könnten damit die Produzenten bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen, wie Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in einer Studie mit Förderung durch das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz betonen.
Mit Apps wie ToxFox, ReplacePlastic oder Replace PalmOil können Verbraucher über Barcode-Scans schnelle Informationen zur Zusammensetzung von Produkten erhalten. Sollten darunter Bestandteile wie Palmöl, besorgniserregende Stoffe oder Plastik sein, können Hersteller in wenigen Schritten aufgefordert werden, nachhaltige Alternativen einzusetzen. Bisher sind die von Vereinen wie dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Küste gegen Plastik oder Orang-Utans in Not betriebenen Angebote unterschiedlich weit verbreitet. Während Replace PalmOil bislang rund 6.000-mal heruntergeladen wurde, kommt ReplacePlastic auf 250.000 Downloads und die App ToxFox auf über 2 Mio Downloads.
„Noch ist der Einfluss der untersuchten Apps für die Produktentwicklung von Unternehmen zwar als eher gering einzuschätzen“, erklärt Projektleiter Frieder Rubik, Experte für nachhaltige Produktpolitik am IÖW. „Doch unsere Arbeiten zeigen, dass sie für Unternehmen als wichtiges Stimmungsbarometer ihrer Kundschaft dienen können. Wer Veränderungen bei den Präferenzen von Verbrauchern früh wahrnimmt und darauf reagiert, kann sich einen wichtigen Marktvorteil erschließen.“
„Das Besondere an den Apps ist, dass deren Betreiber den direkten Kontakt zu Unternehmen und Herstellern suchen. Ihnen ist es ein wichtiges Anliegen, darauf hinzuwirken, dass Inhaltsstoffe wie Palmöl oder Chemikalien ersetzt werden oder dass Plastik reduziert wird“, ergänzt IÖW-Wissenschaftlerin Eva Wiesemann.
Die Apps nutzen verschiedene Strategien, um zwischen Kundschaft und Herstellern zu vermitteln. Sie bündeln (kritische) Rückmeldungen von Verbrauchern und bauen so Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen auf. Dies ergänzen sie, indem sie den App-Nutzern konkrete nachhaltige Alternativprodukte und -hersteller vorschlagen.